Der Finanzsektor hat sich des ESG-Themas angenommen und möchte diesen vollumfänglich einbinden, wie sich aus diversen Verlautbarungen in jüngster Zeit unschwer schließen lässt. ESG steht für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (Ecological, Social, Governance) und weist entsprechend eine sehr starke Dynamik auf. Angesichts der Flut von Bekanntgaben kann es jedoch nicht selten vorkommen, dass nur von ESG-Initiativen gesprochen, aber nicht entsprechend gehandelt wird.
Vermögensverwalter engagieren sich
Ein aktuell sehr häufig genanntes Leitmotiv ist „Engagement“. Dabei wird das Ziel verfolgt, durch einen Dialog zwischen Investoren und Unternehmen die ESG-Praktiken des jeweiligen Unternehmens zu verbessern. Auch wenn ein solches Engagement mitunter als Rechtfertigung für Anlagen in Unternehmen mit vergleichsweise schwächeren ESG-Standards dient, sollte man sich dennoch über den Umstand freuen, dass Investoren ihre Verantwortung wahrnehmen, wenn die Interessen ihrer Anteilseigner in Gefahr sind.
In der diesjährigen Hauptversammlungssaison, die derzeit in vollem Gange ist, zeigt sich, dass wir uns auf dem richtigen Weg befinden. Tatsächlich verschaffen sich Minderheitsaktionäre nun mehr denn je Gehör. Die bislang ereignisreich verlaufende Saison liefert dafür einige Beispiele: Rund 90 % der Minderheitsaktionäre des Luxusgüteranbieters Kering mit Marken wie Gucci, Brioni und Balenciaga stimmten gegen die vorgeschlagene Vergütung von CEO François-Henri Pinault. Die 13-stündige Hauptversammlung des Chemiekonzerns Bayer endete wiederum mit der Weigerung der Aktionäre, den Vorstand zu entlasten. Auch beim Brillenhersteller EssilorLuxottica erhoben die Minderheitsaktionäre ihre Stimme. Vor der Zusammenlegung der beiden Unternehmen war eine Fusion unter Gleichen versprochen worden, doch ist dies bisher nicht gelungen – beide Seiten hatten sich vorgeworfen, die Macht für sich beanspruchen zu wollen. Die fehlende Entscheidungsfähigkeit in diesem Führungsstreit sorgte für Unmut, und so schlug eine Gruppe besorgter Minderheitsaktionäre die Ernennung zweier unabhängiger Geschäftsführer vor, um endlich einen Ausweg aus dieser Krise zu finden. Leider wurde jedoch kein solcher Beschluss gefasst.
Der Beginn einer neuen Ära
Diese „Revolte von Minderheitsaktionären“ ist möglicherweise der Beginn einer neuen Ära: Investoren setzen sich immer stärker mit Fragen der Unternehmensführung, auch Governance genannt, auseinander – und das ist eine positive Entwicklung. Sie macht auch deutlich, wie wichtig es ist, sich von Unternehmen mit einer schwachen Unternehmensführung fernzuhalten.
LFDE - La Financière de l’Echiquier engagiert sich bereits seit mehr als zehn Jahren im Bereich des sozial-verantwortlichen Investierens (SRI), wobei der Führung von Unternehmen eine besondere Bedeutung beigemessen wird. Wir nehmen unsere Verantwortung als Investor sehr ernst, insbesondere unsere Verantwortung als Aktionär. Deshalb ist „Engagement“ für uns kein leeres Modewort, sondern fester Bestandteil unserer täglichen Anlageprozesse.
Der ESG-Ansatz von LFDE
Unser ESG-Ansatz umfasst beispielsweise regelmäßige Treffen mit der jeweiligen Unternehmensführung sowie die Entwicklung und Umsetzung von Verbesserungsansätzen, die mit den Unternehmen besprochen und auch später regelmäßig überprüft werden. Darüber hinaus üben wir systematisch 100 % unserer Stimmrechte bei den von unseren aktiv verwalteten Fonds gehaltenen Titeln aus. All dies erfordert eine enge Zusammenarbeit des gesamten Fondsmanagementteams. Auch sind wir stets um eine freundliche Zusammenarbeit mit den Unternehmen bemüht – doch wir zögern nicht, der Geschäftsführung gegenüber unser Missfallen zum Ausdruck zu bringen, sollten die Umstände dies erfordern. 2018 stimmten wir beispielsweise bei 21 % der Beschlüsse, an denen wir beteiligt waren, gegen die Geschäftsführung. Es kann jedoch auch vorkommen, dass wir einen etwas aktiveren Weg einschlagen. So legten wir 2018 gemeinsam mit einem anderen Investor auf der Hauptversammlung des Luftfahrtunternehmens Latécoère einen eigenen Beschlussantrag vor.
Unsere Vorstellung von Engagement zeigt sich auch an der großen Aufmerksamkeit, die wir auf bestehende Kontroversen in den Fonds richten. So wurde etwa ein Ethikausschuss gebildet, der sich mit besonders kritischen Fällen befasst und schließlich eine Entscheidung trifft. Wir lassen unseren Worten Taten folgen, denn wir wollen mehr denn je die Rolle eines verantwortungsvollen und engagierten Investors erfüllen!
LFDE - La Financière de l'Echiquier wurde 1991 von Didier Le Menestrel und Christian Gueugnier gegründet und wird von Christophe Mianné geleitet. La Financière de l'Echiquier ist mit einem verwalteten Vermögen von mehr als 9 Milliarden Euro und einem mehr als 130 Mitarbeiter zählenden Team eine der führenden französischen Vermögensverwaltungsgesellschaften. Das Unternehmen verwaltet Spar- und Finanzanlagen im Auftrag von Privatkunden, Vermögensverwaltungsberatern und institutionellen Anlegern. Als Teil der Primonial Group ist LFDE auch in Italien, Deutschland, Österreich, der Schweiz, Spanien und den Benelux-Ländern vertreten.
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(Foto: Sonia Fasolo © LFDE - La Financière de l'Echiquier)