„Wir liefern mit unseren Produkten eine praktisch klimaneutrale Lösung für viele Anwendungen“, Jens Christoph, LEEF Blattwerk

Die LEEF Blattwerk GmbH bietet nach­haltige Verpackungen, die u.a. im Bereich Food und Take-away genutzt werden. Die Produkte werden aus Palm­blättern hergestellt. Im gesamten Produktions­prozess gibt es keine chemische Bearbeitung. LEEF nutzt das einzige nativ klima­neutrale Material, das die Natur bereits fertig im Überfluss bereits­tellt – das Blatt, wie CFO Jens Christoph im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert. LEEF begibt eine fünfjährige Anleihe mit einem Volumen von bis zu 5 Mio. Euro und einem Kupon von 9,00% p.a., die noch bis 9. November 2024 gezeichnet werden kann.

BOND MAGAZINE: Sie bieten nachhaltige Verpackungen aus Palmblättern, die vorwiegend im Food- und Delivery-Bereich genutzt werden. Ihre Verpackungen wirken sehr hochwertig, fast wie Bambus-Produkte. Es handelt sich aber um Einweg-Produkte, oder?

Christoph: Im professionellen Umfeld dürfen unsere Produkte aus hygienischen Gründen nur einmal benutzt werden, insofern sind es im klassischen Wortsinne Einwegprodukte. Allerdings ist dieser Begriff im Kontext unserer Produkte eigentlich irreführend. Einwegprodukte haben eine negative Konnotation und aus Plastik, Papier, Zuckerrohr-Melasse, Aluminium und anderen Materialien sind sie natürlich problembehaftet. Jedes Material muss energieintensiv hergestellt werden, hinzu kommen oft erhebliche Mengen an Wasserverbrauch, Rohstoffen oder erforderliche Chemie, um alleine erst das Material zu produzieren. Nicht selten werden Rohstoffe und Vorprodukte nicht nur einmal um den Globus transportiert. Das alles ist klima- und umweltbelastend und es ist noch nicht einmal ein Produkt entstanden.

LEEF nutzt das einzige nativ klimaneutrale Material, das die Natur bereits fertig im Überfluss bereitstellt – das Blatt. Die Natur hat es unter Bindung von CO2 hergestellt, wir formen es um, der Anwender nutzt es und führt es im besten Fall über die Kompostierung wieder dem Boden als wertvollem Rohstoff zu. Das CO2 bleibt also gebunden. Das ist so ziemlich das Gegenteil aller Konkurrenzprodukte. Im privaten Umfeld werden viele unserer Produkte aber auch mehrfach benutzt und verbessern dann die positive Wirkung noch einmal mehr.

BOND MAGAZINE: Welche weiteren Anwendungen sind denkbar?

Christoph: Die Anwendungen sind kaum zählbar. Wir müssen vielmehr aufpassen, dass wir eines nach dem anderen realisieren, um fokussiert zu bleiben. Denkbar sind im Grunde alle Produkte, die sich so produzieren lassen, wie es sich im Bereich des Tiefziehens etabliert hat. Natürlich in den physikalischen Grenzen großer Blätter. Machbar sind Inlays, die wir für Verpackungen herstellen und dort bereits Entwicklungsprojekte haben. Aber auch nützliche Utensilien für Schreibtische, Untersetzer und vieles mehr.

Um diese Non-Food-Produkte am Markt zu etablieren, nutzen wir neben unseren Entwicklungspartnern im B2B-Bereich neuerdings auch Amazon. Dort bauen wir seit wenigen Monaten sukzessive ein Sortiment auf, das mehr und mehr in die Welt der Gebrauchsartikel ausgeweitet werden wird.

BOND MAGAZINE: Welchen Vorteil bieten Sie gegenüber anderen nachhaltigen Verpackungen?

Christoph: Unsere Produkte sind ästhetisch schön, das ist erst einmal der wichtigste Grund, warum ein Kunde zugreift. Darüber hinaus: Wer isst gerne aus einer wabbeligen Aluminiumschale, aus der das Essen nach kurzer Zeit den Aluminiumgeschmack annimmt? Haben Sie schonmal eine heiße Suppe in einer Plastikschale in die Hand gestellt bekommen? Wussten Sie, dass das PFAS, das in den Bagasseprodukten zur Herstellung der Fett- und Wasserresistenz beigefügt wird, eine ganze Kaskade von Gesundheitsproblemen und kaum reversible Umweltprobleme nach sich zieht? Alle diese Themen haben Sie nicht mit unseren Palmblattprodukten. Sie sind stabil, isolierend, chemiefrei und schön.

So richtig haben wir noch gar nicht über die Klimathemen gesprochen. Wir liefern mit unseren Produkten eine praktisch klimaneutrale Lösung für viele Anwendungen. In den nächsten Jahren werden sich die jetzt schon massiven Auswirkungen des Klimawandels immer mehr verstärken. Nicht nur die zurückhaltenden Berichte der Experten des IPCC sprechen eine eindeutige Sprache, auch das renommierte Potsdamer Institut für Klimafolgenforschung schlussfolgert drastischen Handlungsbedarf, wenn wir die Welt für unsere Kinder und Enkel noch lebenswert belassen wollen. LEEF liefert eine Lösung für einen Bereich, der heute noch viel zu wenig beachtet wird: Food- und Non-Food-Verpackungen, günstige Alltags- und Gebrauchsprodukte. 

Es mag für viele Investoren nicht „sexy“ genug sein, in solche Bereiche zu investieren, aber der Impact ist gigantisch. In naher Zukunft werden sich global die Menschen nach solchen Lösungen sehnen, denn sie belasten nicht das verbleibende CO2-Budget, das der Menschheit noch zur Verfügung steht.

BOND MAGAZINE: Wie ist Ihre aktuelle Geschäftsentwicklung?

Christoph: Die Geschäftsentwicklung von LEEF ist auf den langfristigen Aufbau von stabilen Geschäftsbeziehungen ausgerichtet. So konzentriert sich LEEF gerade stark auf seine Globalisierungsstrategie, um möglichst viele Märkte mit den bestehenden Sortimenten parallel aufzubauen, und das mit Großabnehmern in soliden Strukturen. Die amerikanischen Kontinente spielen neben Europa eine zentrale Rolle. Aktuell ist unser Team stark mit zwei Messen beschäftigt, um in Skandinavien und den USA die Präsenz auf- bzw. auszuzubauen. Die Akquise unserer Zielkunden nimmt jedoch schon wegen der Größe der Strukturen sehr viel Zeit in Anspruch, so dass sich solche Aktivitäten noch nicht in den Erlösen widerspiegeln. Die Skalierung über Großkunden ist strategisch aber wichtiger als die kurzfristige Umsatzrealisierung.

Neben den Großkunden bauen wir aktuell in der Amazon-Welt neue Produkte auf, wie schon eingangs beschrieben. Dieser Geschäftsbereich ist jüngst gestartet und hat auch strategisch eine wichtige Funktion, weil dort direkter Kundenkontakt stattfindet und Markttauglichkeit getestet werden kann, ohne größere Risiken einzugehen. 

Auf der Produktionsseite haben wir alles in die Wege geleitet, um preislich attraktiver produzieren lassen zu können. Das Stichwort ist hier eine dedizierte Multi-Supplier-Strategie, neue, schnellere Entwicklungspartner in Indien und das Ausloten von Effizienzverbesserungen in der Produktion unter Beachtung unserer sozialen Standards.

Zusammenfassend kann ich konstatieren, dass unsere Geschäftsentwicklung zwar plangemäß verläuft, bei der Umsatzrealisierung aber lange nicht nach unseren Vorstellungen vorankommt. Um hier eine bessere Performance zu erzielen, haben wir kürzlich eine ziemlich radikale Umstrukturierung im Vertrieb vorgenommen, die jetzt zu greifen beginnt.

BOND MAGAZINE: Wie hoch ist Ihre Eigenkapitalquote?

Christoph: Unsere Eigenkapitalquote ist negativ. Zum letzten Jahresabschluss 2023 lag sie bei -73%. Hier stehen aber viele nachrangige Finanzierungsinstrumente im Kapitalmix, die einen Charakter von wirtschaftlichem Eigenkapital haben.

Wir erachten unseren Kapitalmix als ansprechend, er ist in verschiedenen Unternehmensphasen entstanden. Die globalen Krisen wie Corona, die weltweite Krise der Seelogistik, der Zusammenbruch von Gastronomie als Spätfolge der Coronapandemie, der Jahrhundertmonsun in Indien – all das hat LEEF in einer defizitären Aufbauphase getroffen. Da aber in jeder Krise eine Chance steckt, konnte LEEF sich stets agil weiterentwickeln und Krisenresistenz aufbauen. In diesem Zusammenhang ist auch der Kapitalmix zu verstehen, wie er strukturiert wurde. Mezzanine der ILB, eine stille Beteiligung der MBG, natürlich Eigenkapital unserer privaten Gesellschafter und nachrangige Darlehen aus diesem Kreis, nachrangiges Crowdinvest sowie die aktuelle gleichrangige Anleihe stellen die aktuelle Finanzierungsgrundlage.

BOND MAGAZINE: Sie bieten eine interessante Equity Story. Wäre eine Eigenkapitaltransaktion für Sie nicht spannender als eine Anleiheemission?

Christoph: Es ist nicht so, dass wir an Eigenkapital nicht interessiert waren und sind. Wo immer es erforderlich war, haben wir es bislang auch aufgebaut und in unserem Kapitalmix ergänzt. Dieses Vorgehen werden wir auch in Zukunft beibehalten. Nichtsdestotrotz ist die Anleihe ein wichtiger und attraktiver Teil unserer Gesamtfinanzierung. Das eine schließt das andere nicht aus.

BOND MAGAZINE: Ihre Anleihe kann noch bis 9. November gezeichnet werden. Welches Volumen haben Sie bisher platziert?

Christoph: Wir haben bislang knapp 2,3 Mio. Euro platziert, es ist also noch ausreichend Luft bei einer Obergrenze von 5 Mio. Euro. Unsere Story verstehen wir nicht ausschließlich als Equity Story, aber auch nicht als alleinige Anleihe Story. Wir bieten verschiedene Zugänge für Investoren, die sich ihr Portfolio um eine disruptive Idee ergänzen möchten.

BOND MAGAZINE: Wie können Anleger zeichnen?

Christoph: Die Anleger wenden sich einfach an ihre Bank oder Sparkasse unter Nennung der Wertpapierkennnummer. Das ist ein etabliertes und allgemein bekanntes Procedere. Nur muss es eben noch rechtzeitig geschehen, denn wir platzieren nur noch bis zum 9. November dieses Jahres.

BOND MAGAZINE: Planen Sie weitere Schritte am Kapitalmarkt?

Christoph: Klare Antwort: Ja. Im Laufe der Weiterentwicklung von LEEF werden sicher weitere Finanzierungen erforderlich werden, auch nach dem operativen Break Even. Unsere Marktbeobachtungen sind sehr positiv und wir sehen große Bedarfe, die eigene Finanzierungen benötigen. Das kann eine ablösende Anleihe werden, um das Volumen am Markt auszuweiten und die Handelbarkeit zu erhöhen, aber auch andere Formen der Finanzierung sind denkbar. Begleiten werden wir das dann sicher auch mit der einen oder anderen Eigenkapitalerhöhung.

BOND MAGAZINE: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.fixed-income.org 
Foto: © LEEF Blattwerk

Eckdaten der LEEF Blattwerk-Anleihe

EmittentLEEF Blattwerk GmbH
Kupon9,00%
Laufzeit18.12.2028
ISIN / WKNDE000A352ER1 / A352ER
Ratingkein Rating
Emissionsvolumenbis zu 5 Mio. Euro
Kurs88,00% (18.10.2024)
Internet, Wertpapierprospektwww.leef-holding.com
www.leef.bio/anleihe2023
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