„Wir bilanzieren nach HGB, sind sehr konservativ geführt und finanziert“, Dr. Karsten Schlageter, CEO, und Alexander Reinicke, CFO, ABO Wind AG

Die ABO Wind AG sieht sich mit einer starken Projektpipeline und guten Kennzahlen gut aufgestellt für die Anleiheemission. Die Gesellschaft profitiert von den positiven politischen Rahmenbedingungen, bilanziert nach HGB, ist sehr konservativ geführt und finanziert, wie Vorstandssprecher Dr. Karten Schlageter und CFO Alexander Reinicke im Gespräch mit GREEN BONDS betonen. Die Projektpipeline ist zudem stark diversifiziert.

GREEN BONDS: Sie begeben eine Nachranganleihe im Volumen von 50 Mio. Euro. Wie wollen Sie die Mittel verwenden?

Dr. Schlageter: ABO Wind ist seit 28 Jahren im Bereich grüne Projekte aktiv. Wir haben begonnen mit Wind, seit einigen Jahren entwickeln wir auch sehr erfolgreich Solarprojekte, Batterieprojekte und Wasserstoffprojekte. Der Markt gewinnt extrem an Dynamik, insbesondere in Deutschland. Es gibt ein allgemeines Grundverständnis dafür, dass wir dringend etwas gegen den Klimawandel tun müssen. Wir haben eine starke Projektpipeline aufgebaut. Die Mittel aus der Anleiheemission werden verwendet, um unsere Wind-, Solar- und Batterieprojekte voranzubringen und zu bauen.

GREEN BONDS: Wie sind die Eckdaten der Anleihe?

Reinicke: Das Zielvolumen beträgt 50 Mio. Euro, wobei wir auch aufstocken können. Die Laufzeit beträgt 5 Jahre, der Ausgabepreis 100% und die Stückelung 1.000 Euro. Es handelt sich um eine Nachranganleihe. Wir streben eine Zinsspanne von 7,00%-8,00% p.a. an. Der Zinssatz wird im Abschluss an die Angebotsfrist festgelegt. Die Zinszahlung erfolgt halbjährlich. 

GREEN BONDS: Die politischen Rahmenbedingungen sind sehr gut. Sie sind seit vielen Jahren am Kapitalmarkt bekannt, die Branche leidet aber unter den gestiegenen Zinsen. Viele Anleiheemittenten aus der Branche konnten nicht überzeugen. GP Joule, ein Unternehmen mit sehr guten Kennzahlen, hat die geplante Anleiheemission Ende 2023 abgebrochen, für die besicherte Anleihe stand ein Kupon von 7,00% +3M Euribor im Raum – also aktuell fast 11% p.a. 

Dr. Schlageter: Wir sind sehr gut aufgestellt, haben langjährige Kapitalmarkterfahrung, sind sehr transparent und zeichnen uns durch eine sehr diversifizierte Finanzierungsstruktur aus. In der Vergangenheit haben wir schon sehr erfolgreich Schuldscheine sowie eine Anleihe begeben. Wir sind in 16 Märkten tätig und bieten vier nachhaltige Technologien (Wind, Solar, Batterie und Wasserstoff). Wir haben seit 2016 ein durchschnittliches Umsatzwachstum von 14%. Wir sind seit dem Jahr 2000 immer profitabel. Unsere Pipeline ist prall gefüllt mit hochprofitablen Projekten. Wir sind daher sehr zuversichtlich, dass auch diese Anleihe ein Erfolg wird. 

Reinicke: Die Zinsspanne der Anleihe wurde auf Basis eines gründlichen Pre-Soundings gemeinsam mit den Emissionsbanken festgelegt. 2021 – natürlich in einem anderen Zinsumfeld – konnten wir eine Anleihe mit einem Kupon von 3,50% begeben. Die Verzinsung orientiert sich am Markt und wir können uns den Kupon leisten. Die Zinsen spielen für uns an zwei Stellen eine entscheidende Rolle: Einmal bei den Projektgesellschaften. Denn jede Projektgesellschaft nimmt i.d.R. auch Fremdkapital auf. Diese Finanzierungen haben aber eine wesentlich längere Laufzeit als auf der Corporate-Ebene. Das Zinsniveau kann die Profitabilität der Projekte deutlich beeinflussen – in beide Richtungen. Die Finanzierungkosten sind auf der Corporate-Ebene viel weniger relevant als auf der Projekt-Ebene. Damit steht und fällt nicht der Erfolg des Unternehmens. 

GREEN BONDS: Wann verkaufen Sie die Projekte und wer sind typischerweise die Käufer?

Dr. Schlageter: Wir entwickeln die Projekte, wir finanzieren sie und wir bauen sie. Dann verkaufen wir die Projekte, wir haben selbst keine Projekte im Bestand. Wir sind durch die lange Historie und die langjährigen Kundenbeziehungen sehr gut aufgestellt. Käufer sind Finanzinvestoren, Versicherungen, Family Offices, aber auch Energieversorger. Unsere Projekte werden stark nachgefragt. 

GREEN BONDS: Sie verkaufen Projekte also, wenn diese fertiggestellt sind?

Dr. Schlageter: Wir verkaufen die Projekte schlüsselfertig, teilweise aber auch schon früher. In Spanien und Kanada verkaufen wir Projektrechte, weil wir dort das Baurisiko nicht eingehen wollten. Wir entscheiden das grundsätzlich auf Projektebene, wann ein Verkauf am sinnvollsten ist. 

GREEN BONDS: Wie viele Projekte haben Sie in der Pipeline und wie definieren Sie die Pipeline?

Dr. Schlageter: Wir verfügen über eine Pipeline von 23 GW netzgebundenen Projekten, darunter Wind-, Solar- und Batterieprojekte. Und zusätzlich haben wir eine Pipeline von 20 GW Wasserstoff-Projekten. Unsere Pipeline ist damit in der Größenordnung der großen Energieversorger. 

Reinicke: Es sind ca. 1.000 Projekte, die wir derzeit bilanzieren. Wir bilanzieren nach HGB. Forschung und Entwicklung können wir nicht aktivieren. Sobald wir standortbezogen entwickeln, müssen wir auch aktivieren – im Vorratsvermögen. 

GREEN BONDS: Wie viele von den Projekten werden realisiert und wie viele enden in einer frühen Phase?

Dr. Schlageter: Die politischen Rahmenbedingungen haben sich hier deutlich verbessert. Vieles geht heute schneller. Schauen wir auf Deutschland: 3.500 MW haben wir in einer frühen Phase, in der wir Landrechte gesichert haben, aber noch ohne Genehmigungen sind. In der zweiten Phase 200 MW – dann liegt die Genehmigung schon vor. In der dritten Phase bauen wir die Projekte. Auch hier haben wir aktuell 200 MW in Arbeit. 

GREEN BONDS: Welche Projekte sind in Phase 1 bzw. was haben Sie in Phase 1 schon?

Dr. Schlageter: Phase 1 ist klar definiert. Wir haben die Projektrechte, die Flächen sind im Wesentlichen gesichert und die Genehmigung ist in Arbeit. Die genehmigungsrechtlichen Prozesse und auch mögliche Klagen werden heute schneller entschieden als früher. 

GREEN BONDS: In welchen Ländern befindet sich Ihre Pipeline?

Dr. Schlageter: Wir hatten 2023 rund 40% des Umsatzes in Deutschland erzielt, 17% in Finnland, 16% in Spanien und 11% in Frankreich. Das ändert sich in jedem Jahr ein bisschen, aber die vier Länder sind unsere stärksten Märkte. Wir haben in Deutschland 3,9 GW in der Pipeline, hier haben wir auch die höchsten Margen. In Frankreich haben wir 1,6 GW und in Finnland 5,3 GW und in Spanien 1,1 GW. Unser Fokus liegt auf Europa mit insgesamt 15 GW. Wir haben aber auch Projekte auf dem amerikanischen Kontinent, in Kanada, Kolumbien und Argentinien. Wir sind in Afrika in Tunesien, Tansania und in Südafrika aktiv. 

GREEN BONDS: Wann erzielen Sie Umsätze?

Reinicke: Wir haben zwei Vertragsarten: Den Projektentwicklungsvertrag und den Projekterrichtungsvertrag. Der Projektentwicklungsvertrag wird mit der Projektgesellschaft abgeschlossen, wenn die Baureife erreicht ist. Die Baureife ist in verschiedenen Ländern unterschiedlich definiert. Wenn alle Leistungen erbracht sind, dann können wir den Umsatz in der ABO Wind-Gruppe ausweisen. Die Projekterrichtung ist nachgelagert. Wenn die Baureife erreicht ist, wird i.d.R. mit dem Bau begonnen. Wenn alle Leistungen erbracht sind, dann können wir auch diese Umsätze bilanzieren. Das HGB ist hier sehr streng, was ich auch sehr begrüße. Die Leistungen werden erst bilanziert, wenn sie vollständig erbracht sind. Nach IFRS werden auch schon während der Bauarbeiten im Rahmen der Percentage of completion-Methode Umsätze entsprechend dem Fertigstellungsgrad ausgewiesen. 

GREEN BONDS: Die Anleihe kann über die Börse Frankfurt (via Kauforder) gezeichnet werden sowie über Ihre Website https://www.abo-wind.com/anleihe. Haben Sie in der Vergangenheit auch schon Anleihen oder andere Beteiligungen an Anleger direkt vertrieben, so dass sie diese wieder direkt ansprechen können?

Reinicke: ABO Wind wurde 1996 gegründet und gerade in den ersten Jahren haben Anleger direkt in die Projekte investiert, damals über geschlossene Fonds. Wir haben viele treue Anleger, die in verschiedene Instrumente investiert haben, angefangen von der Aktie, über Genussrechte oder Schuldverschreibungen. Zuletzt haben wir 2021 eine Anleihe begeben. Unsere Anleger verfolgen die Entwicklung unseres Unternehmens aktiv.

GREEN BONDS: Was spricht für ein Investment in Ihre neue Anleihe?

Dr. Schlageter: Wir sind seit 28 Jahren am Markt aktiv. Wir haben eine sehr breite Referenzliste. Der Markt wächst dynamisch, wir haben eine starken Track Record. Wir sind in verschiedenen Märkten und Technologien tätig und sind dadurch stark diversifiziert. Auch bei der Finanzierung sind wir diversifiziert und wir haben eine sehr hohe Eigenkapitalquote von 39%. Das wirtschaftliche Eigenkapital (mit Nachranginstrumenten, sog. Bereinigte EK-Quote) ist mit 49,6% sehr hoch. Das Net Debt zu bereinigtem EBITDA beträgt 2,5. Das sind sehr starke Kennzahlen, die äquivalent zu Investment Grade gesehen werden. Wir bilanzieren nach HGB, sind sehr konservativ geführt und finanziert. 

GREEN BONDS: Vielen Dank für das Gespräch.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.green-bonds.com 
Foto: Dr. Karsten Schlageter (links) und Alexander Reinicke (rechts) © ABO Wind AG


Eckdaten der ABO Wind Anleihe 2024/29

EmittentinABO Wind AG
Format / Status Inhaber-Schuldverschreibung / Nachrang
Kupon*7,00%-8,00% p.a.
Zeichnungsfrist12.04.-02.05.2024 über Website,
22.04.-02.05.2024 über Börse
Valuta08.05.2024
Laufzeit08.05.2029
Zielvolumenbis zu 50 Mio. Euro, Aufstockung möglich
ISIN / WKNDE000A3829F5 / A3829F
Stückelung1.000 Euro
ListingOpen Market
Joint BookrunnersB. Metzler seel. Sohn & Co., 
M.M.Warburg & CO
Internetwww.abo-wind.com/de

*) Zinsfestsetzung erfolgt voraussichtlich nach Ablauf des Angebots am 2. Mai 2024 in einer Spanne von 7,00%-8,00% p.a.


 

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