Gute Ernährung nimmt eine zentrale Rolle bei der Erreichung der nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen ein. Eine aktuelle Untersuchung der Union Bancaire Privée (UBP) zeigt auf, welche Art von Investitionen notwendig sind, um die Nahrungsmittelversorgung nachhaltig auszurichten und zu sichern.
„Um gleichzeitig positive Wirkung und Überrenditen zu erzielen, reicht es nicht aus, einfach in Ernährung bzw. in den Nahrungsmittelsektor zu investieren. Die Investitionen müssen im Einklang mit dem Klimaschutz stehen“, schreibt Victoria Leggett, Nachhaltigkeitsexpertin bei UBP. Die Leiterin Impact Investing verweist darauf, dass das Lebensmittelsystem für 25% der weltweiten Treibhausgasemissionen verantwortlich ist und die Hälfte der bewohnbaren Landfläche der Erde beansprucht. Gleichzeitig würden aufgrund des Bevölkerungswachstums bis zum Jahr 2050 schätzungsweise 50% mehr Lebensmittel benötigt, sodass Innovationen dringend erforderlich seien. Lebensmittelproduktion, soziale Faktoren und Umweltauswirkungen seien untrennbar miteinander verknüpft. Insofern sei es wichtig, nicht nur das Endprodukt, sondern die gesamte Wertschöpfungskette zu bewerten. „Die Reform der Lebensmittelproduktion ist der Schlüssel zur Bekämpfung der Unterernährung und gesundheitsschädlicher Ernährung in armen wie reichen Ländern.“
Foodtech bietet attraktive Anlagechancen
Investitionschancen verortet Leggett bei der Herstellung alternativer Proteine zum Beispiel als Fleischersatz. Der Handlungsdruck sei hoch, denn die Viehzucht beanspruche 80 % der weltweiten landwirtschaftlichen Fläche, produziere aber nur 20 % der Kalorien. „Die Rahmenbedingungen für den Sektor scheinen perfekt. Wir sehen hier positive Signale von politischer und regulatorischer Seite wie beispielsweise die Farm-to-Fork-Strategie der EU, wachsendes Verbraucherinteresse für vegane Ernährung und Unternehmen mit einer starken Innovationspipeline.“ Der Markt könne bis Ende des Jahrzehnts Schätzungen zufolge ein Volumen von bis zu 100 Milliarden US-Dollar erreichen. Daneben sei der Markt für Zusatzstoffe wie Enzyme, Geschmackstoffe oder Vitamine interessant. „Dabei geht es darum, gesundheitsschädliche Zutaten wie Salz oder Zucker zu verringern und positive oder gesundheitsfördernde Substanzen zu ergänzen.“ Ein wichtiger Aspekt sei auch die Verbesserung der Haltbarkeit von Lebensmitteln. „Rund ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion landet zurzeit im Abfall.“
Präzisionslandwirtschaft wird immer wichtiger
Auch bei Unternehmen, die Ausrüstung und Dienstleistungen im Bereich der Präzisionslandwirtschaft anbieten, gebe es interessante Anlagechancen. Mit der Technologie verbinde sich oft der erste Schritt auf dem Weg zur regenerativen Landwirtschaft, denn sie ermöglicht, den Düngemittel- und Pestizideinsatz drastisch zu reduzieren. Ebenso stelle die effiziente Bewässerung eine strukturelle Herausforderung für die Landwirtschaft dar. Schließlich werden 70 % des weltweiten Süßwassers von der Landwirtschaft verbraucht und gleichzeitig seien 30 % der Ernten der vier größten Nutzpflanzengruppen (Mais, Reis, Weizen und Sojabohnen) vom Klimawandel bedroht. Ein weiterer Wachstumsmarkt ist der Nachhaltigkeitsexpertin zufolge „Vertical Farming“. Mit dieser Anbaumethode werden Land- und Wasserverbrauch, Transport und CO2-Emissionen reduziert.
Fazit
Vertical Agriculture, regenerative Landwirtschaft und Unternehmen, die sich auf die Herstellung von Alternativen zu tierischen Proteinen spezialisieren, befinden sich UBP zufolge in einer spannenden Phase ihres Lebenszyklus, würden aber noch von vielen Aktienfonds als zu speziell gesehen. „Das dürfte in fünf Jahren anders sein“, ist Leggett überzeugt.
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Foto: Victoria Leggett, Head of Impact Investing © UBP