Die Greencells GmbH stockt besicherte 6,50%-Anleihe 2020/25 (ISIN DE000A289YQ5) um bis zu 25 Mio. Euro auf bis zu 50 Mio. Euro auf. Die zufließenden Mittel dienen zum Erwerb von Projektrechten durch die Schwestergesellschaft Greencells Group Holdings Limited. Mit einer gesicherten EPC-Pipeline von 3,0 GWp verfügt Greencells über eine exzellente Basis für dynamisches Wachstum, sagt Geschäftsführer Andreas Hoffmann im Gespräch mit GREEN BONDS. In den Kernmärkten des Unternehmens ist die Solarenergie zentraler Bestandteil der Energiewende. Die aktuelle Preisentwicklung an den Energiemärkten treibt die Nachfrage nach Solarenergie, die PPA-Preise und damit auch die Preise für baureife Projekte nach oben, erläutert Hoffmann. Das EPC-Business wird daher durch die kontrollierte Pipeline unabhängiger und profitiert gleichzeitig von der stark steigenden Nachfrage nach EPC-Leistungen in allen Märkten.
GREEN BONDS: Sie möchten Ihre Anleihe 2020/25 um bis zu 25 Mio. Euro auf bis zu 50 Mio. Euro aufstocken. Wie wollen Sie das Kapital verwenden?
Hoffmann: Die zufließenden Mittel dienen dazu, den Erwerb von Projektrechten in mittleren Entwicklungsstadien oder in späten Entwicklungsphasen nahe der Baureife durch unsere Schwestergesellschaft Greencells Group Holdings Limited zu finanzieren und diese Projekte bis zur Baureife bringen. Der geografische Fokus liegt dabei weiterhin in Europa, weil wir hier unverändert enormes Potenzial sehen. Zu diesem Potenzial haben wir durch unsere Entwicklungsorganisation in allen attraktiven Zielmärkten hervorragenden Zugang. Durch den Ausbau des Projektentwicklungsgeschäfts unserer Schwestergesellschaft werden sich für uns die daraus resultierenden gesicherten Verträge für Engineering, Procurement and Construction (EPC) sowie Operation & Maintenance (O&M) entsprechend erhöhen.
GREEN BONDS: Wie ist die Anleihe besichert?
Hoffmann: Das Sicherheitenpaket enthält Projekte unserer Schwestergesellschaft aus Deutschland, Italien, Frankreich, Spanien und den Niederlanden, die an einen Treuhänder verpfändet sind. Laut Gutachten der Apricum GmbH beträgt der Netto-Sicherheitenwert auf Basis aktueller Marktdaten 42 Mio. Euro. Die Sicherheiten werden noch im November um drei zusätzliche Projekte erweitert, damit der Netto-Sicherheitenwert weiterhin mindestens 132,50% des ausstehenden Gesamtnennbetrags der Schuldverschreibungen entspricht. Zusätzlich erfolgte eine Sicherungsabtretung von Forderungen aus EPC-Verträgen der Greencells GmbH für Solarprojekte in Höhe von mindestens 10 Mio. Euro. Neben den Sicherheiten besteht eine Kreditlinie der Schwestergesellschaft zugunsten der Greencells GmbH von mindestens 132,50% des ausstehenden Gesamtnennbetrags der Schuldverschreibungen bis zum 31. Dezember 2025.
GREEN BONDS: In welchem Stadium befinden sich die Projekte?
Hoffmann: Alle Projekte befinden sich mindestens bereits in der mittleren Entwicklungsphase – also ganz unserem grundsätzlichen strategischen Ansatz folgend. Damit sind die wesentlichen Entwicklungsrisiken bereits vollständig ausgeschlossen. Zudem sind die Grundstücke gesichert und der Netzanschluss ist geklärt.
GREEN BONDS: Wie sind Ihre bondspezifischen Kennzahlen zum 30.06. und wie wird sich die Aufstockung der Anleihe etwa auf die Kennzahlen auswirken?
Hoffmann: Der Zinsdeckungsgrad auf EBITDA-Basis lag zum 30.06.2021 bei 1,04. Die Aufstockung unserer Anleihe wird sich in dieser Kennzahl entsprechend widerspiegeln. Allerdings ist zu beachten, dass wir auch die neuen Mittel größtenteils an unsere Schwestergesellschaft weiterreichen und dafür Zinszahlungen zu einem Satz erhalten, der über dem Anleihezins liegt. Durch diese „Übererstattung“ wird per Saldo unser Ergebnis auf Gesamtjahressicht also auch weiterhin durch die Anleihezinsen nicht belastet.
GREEN BONDS: Wie hat sich die Covid-19-Pandemie auf Ihre Geschäftsentwicklung ausgewirkt?
Hoffmann: In vielen Bereichen war unsere Entwicklung unbeeinflusst von der Pandemie. Wenn es zu Auswirkungen kam, haben sie sich in erster Linie in Projektverschiebungen widergespiegelt. Aber – und das möchten wir ganz klar betonen – es kam zu keinen Stornierungen. Vielmehr ist es uns gelungen, alle betroffenen Projekte, die aus 2020 verschoben wurden, im 1. Halbjahr 2021 vollständig zu realisieren. Gleichzeitig haben wir im Geschäftsjahr 2020 unsere hohe Widerstandsfähigkeit erfolgreich unter Beweis gestellt, da wir trotz der Verschiebungen sowie der einmaligen Anleihekosten weiterhin profitabel waren.
GREEN BONDS: Wie ist Ihre aktuelle Geschäftsentwicklung und welchen Ausblick können Sie geben?
Hoffmann: Im 1. Halbjahr 2021 konnten wir trotz des herausfordernden Umfelds unseren Konzernumsatz um 31,4% auf 44,0 Mio. Euro und unser Konzern-EBITDA um 40,0% auf 1,4 Mio. Euro steigern. Der Konzern-Halbjahresüberschuss erhöhte sich von 29 Tsd. Euro auf 0,3 Mio. Euro. Für das Gesamtjahr 2021 erwarten wir eine Fortsetzung des guten Geschäftsverlaufs der ersten sechs Monate, trotz des ambitionierten Umfelds, das uns jedoch in der Sicherung von Projekten eher begünstigt.
GREEN BONDS: Sie erwarten für das Gesamtjahr 2021 ein EBIT von 2,3 Mio. Euro, Analysten hatten bei Ihrer Anleiheemission für 2021 rund 5,9 Mio. Euro erwartet. Wie erklären Sie die Differenz?
Hoffmann: Aus der damaligen Perspektive in 2020 war man noch etwas progressiver. Durch die Pandemie haben sich mit den Projekten auch unsere Planungen ein Stück weit in die Zukunft verschoben. Auch wenn wir die 2020er-Projekte nachholen konnten, verlagert sich doch die gesamte Wachstumskurve bei Umsatz und Ertrag etwas in die Zukunft. Mit Baureife der Projekte aus der Pipeline unserer Schwestergesellschaft ab Mitte 2022 werden wir ganz grundsätzlich im EPC-Geschäft wie geplant deutlich unabhängiger von externen Kunden. Wir bleiben daher in Bezug auf unsere zukünftige Entwicklung sehr zuversichtlich. Denn mit einer gesicherten EPC-Pipeline von 3,0 GWp verfügen wir bereits über eine exzellente Basis für dynamisches Wachstum. In unseren Kernmärkten ist die Solarenergie zentraler Bestandteil der Energiewende. Die aktuelle Preisentwicklung an den Energiemärkten treibt die Nachfrage nach Solarenergie, die PPA-Preise und damit auch die Preise für baureife Projekte nach oben. Unser EPC-Business wird daher durch die kontrollierte Pipeline unabhängiger und profitiert gleichzeitig von der stark steigenden Nachfrage nach EPC-Leistungen in allen Märkten.
GREEN BONDS: Vielen Dank für das Gespräch.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, https://www.green-bonds.com/