In den kommenden Wochen ziehen die Kapitalmarktexperten von Jupiter Asset Management ein Resümee aus den vergangenen zwölf Monaten und wagen einen Ausblick auf das Investmentjahr 2019.
2019 steht die Fed im Fokus
von Guy de Blonay, Fondsmanager des Jupiter Financial Innovation SICAV bei Jupiter Asset Management
Bis vor kurzem fürchtete ich, dass es die US-Notenbank 2019 übertreiben und das globale Wachstum durch zu aggressive Zinserhöhungen abwürgen könnte. Nach den jüngsten Äußerungen mehrerer Fed-Vertreter halte ich das jetzt aber nicht mehr für wahrscheinlich. Unter Jerome Powell hat die Fed bislang eine sehr US-zentrierte Geldpolitik verfolgt. Natürlich sollte die Zentralbank bei ihren Entscheidungen zuallererst das Wohl der US-Wirtschaft im Blick haben. Frühere Fed-Vorsitzende wie Ben Bernanke und Janet Yellen achteten jedoch stets auch auf die globalen Auswirkungen ihres Handelns. Sie wogen ab zwischen der Notwendigkeit von Zinserhöhungen und deren Folgen für das globale Wachstum sowie den entsprechenden potenziellen Rückwirkungen auf die US-Wirtschaft. Denn wenn die Weltwirtschaft langsamer wächst, bremst das auch das Wachstum in den USA.
Die US-Zinsen wurden 2018 vier Mal erhöht, mit spürbaren Folgen. Die globalen Aktienmärkte sind auf Talfahrt gegangen, wobei die Schwellenländer am deutlichsten abgestraft worden sind. Es wird befürchtet, dass zu viele Unternehmen in der Region Schwierigkeiten haben werden, ihre auf US-Dollar laufenden Schulden zurückzuzahlen, wenn der US-Dollar steigt. Bei der US-Notenbank scheint die jüngste Marktschwäche zu einem gewissen Umdenken geführt zu haben: So hat Fed-Vize Richard Clarida unlängst eingeräumt, dass „die Weltwirtschaft ein Faktor sei, den die Fed im Blick haben müsse.“ Und der Präsident des Fed-Ablegers in Atlanta, Raphael Bostic, hat festgestellt, dass die Fed „nicht sehr weit entfernt von einem neutralen Zinsniveau sei und neutral dort ist, wo wir sein wollen“. Das wurde als Andeutung verstanden, dass die Fed bei ihren Zinserhöhungen bald eine Pause einlegen könnte. Auch der Fed-Vorsitzende Jerome Powell selbst hat sich eingeschaltet. In einer Rede erklärte er vor kurzem, die Bank müsse „darüber nachdenken, wie viel weiter die Zinsen noch steigen sollten und wie schnell.“
Nach diesen Äußerungen scheint zunehmend klar, dass die Notenbank den Druck, unter dem die globale Wirtschaft steht, nicht ignorieren und ihre geplanten Zinsschritte reduzieren wird. Wahrscheinlich erscheinen jetzt, nach einer bereits erfolgten Zinserhöhung im Dezember, zwei weitere Zinsschritte im Jahr 2019, bevor die Bank pausiert. Sollte die Fed aber aus Sorge über den zunehmenden, vom engen US-Arbeitsmarkt ausgehenden Inflationsdruck doch an ihrer US-zentrierten Haltung festhalten, könnte das Szenario einer aggressiveren Zinsstraffung eintreten – mit entsprechend negativen Folgen für das globale Wachstum.
Nachhaltigkeit in einem sich verschärfenden Geschäftsumfeld fördern von Charlie Thomas, Head of Strategy, Environment & Sustainability bei Jupiter Asset Management
Die Kreislaufwirtschaft als Anlagethema ist ein gutes Beispiel dafür, wie und warum 2019 ein weiteres entscheidendes Jahr auf allen Märkten sein wird. Denn es geht darum, Lösungen für drängende nachhaltige Fragestellungen zu finden. Wie bereits im vergangenen Jahr wird das starke Zusammenwirken von Gesundheits-, Umwelt- und öffentlichen Kostenaspekten diese Themen antreiben. Dabei stehen weiterhin vor allem berechtigte Bedenken rund um Abfälle und Kunststoffe im Mittelpunkt. Die Reaktionen einiger Länder waren fast radikal. Asiatische Länder folgten dem Beispiel Chinas und schlossen ihre Grenzen für die Einfuhr von ausländischen Abfällen, die dort angeblich recycelt werden sollten. Das Vereinigte Königreich beispielsweise exportiert noch immer rund zwei Drittel der Kunststoffabfälle nach Übersee. Diese Zahl wird vermutlich sinken, wenn der Regierungsschwerpunkt zur Lösung dieses Problems geändert wird. Seit über einem Jahr wird eine neue Abfallstrategie entwickelt, die nun das Problem an der Wurzel packen und die Frage klären soll, wie Materialien entworfen, produziert, verwendet und recycelt werden. In anderen Industrie- und Schwellenländern begegnet der Privatsektor mit ähnlichen Initiativen dem unvermeidlichen Umbruch. Hier werden innerhalb des Themas neue Möglichkeiten von nachhaltigen Verpackungen bis hin zu Recyclingtechnologien geschaffen.
Nachhaltige Anlagethemen funktionieren natürlich nicht in einer Blase. Die Herausforderung für die in diesen Bereichen tätigen Unternehmen besteht darin, die Wachstumschancen zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu vermeiden, die mit einem sich weltweit verschärfenden Geschäftsumfeld einhergehen. Der jüngste OECD-Geschäftsklimaindex deutete auf eine weitere Stimmungseintrübung gegenüber dem aktuellen Spitzenwert von vor 12 Monaten hin. Diese Ergebnisse stimmen eng mit der Stimmungsänderung in den Unternehmen überein, die wir in den letzten Monaten getroffen haben. Die Stimmung ist keineswegs düster, aber es wird immer deutlicher, dass sich die Rückenwinde vermehrt in Gegenwinde verwandelt haben. Technologieführer mit robusten Kapitalstrukturen und erfahrenen Managementteams werden sich voraussichtlich durchsetzen, wenn sich das breitere Marktumfeld verschlechtert.
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(Foto: Charlie Thomas, Head of Strategy, Environment & Sustainability © Jupiter AM)