Die reconcept-Gruppe emittiert dem reconcept Solar Bond Deutschland ihren vierten Green Bond. Die 6-jährige Anleihe (ISIN DE000A30VVF3/WKN A30VVF3) hat einen Kupon von 6,75% p. a. Interessierte Anleger haben die Möglichkeit, ab sofort direkt über reconcept (reconcept.de/solardeutschland) zu zeichnen. Die Mittel aus der Anleiheemission sollen für den Erwerb und die Entwicklung von Photovoltaikprojekten mit Schwerpunkt auf Nord- und Ostdeutschland genutzt werden. Gerade weil der Solarmarkt in Deutschland so boomt, gibt es viele attraktive Photovoltaikprojekte, wie reconcept-Geschäftsführer Karsten Reetz im Gespräch mit GREEN BONDS erläutert. Schließlich soll die Gesamtkapazität von Solaranlagen in Deutschland von aktuell rund 60 Gigawatt bis 2030 – also in nicht einmal mehr acht Jahren – auf rund 215 Gigawatt erhöht werden. Von der Politik wünscht er sich zuverlässige Rahmenbedingungen für Investitionen. Schon die Diskussion um die Strompreisbremse und die Abschöpfung von Gewinnen hat nach seiner Einschätzung Investitionen gestoppt.
GREEN BONDS: Wie wollen Sie die Mittel des reconcept Solar Bond Deutschland verwenden?
Reetz: Im Fokus stehen der Erwerb und die Entwicklung von Photovoltaikprojekten mit Schwerpunkt auf Nord- und Ostdeutschland. Rund 80 Prozent der Anleihemittel planen wir für den Ankauf von Projektrechten an Photovoltaikfreiflächenanlagen ein. Der darüberhinausgehende Emissionserlös von rund 20 Prozent fließt als Working Capital in die weitere Solarprojektentwicklung, die Vorfinanzierung von Photovoltaikfreiflächenprojekten sowie ggf. auch in Aufdachphotovoltaikprojekte.
GREEN BONDS: Der Markt boomt in Deutschland. Können Sie genug anprojektierte PV-Projekte kaufen?
Reetz: Gerade weil der Solarmarkt in Deutschland tatsächlich so boomt, gibt es viele attraktive Photovoltaikprojekte. Schließlich soll die Gesamtkapazität von Solaranlagen in Deutschland von aktuell rund 60 Gigawatt bis 2030 – also in nicht einmal mehr acht Jahren – auf rund 215 Gigawatt erhöht werden. Mit den Anleihemitteln streben wir einen Projektumfang von rund 50 Photovoltaikparks mit einer Leistung von insgesamt rund 1 Gigawatt-Peak an.
GREEN BONDS: Macht dann nicht die Emission einer größeren Anleihe und die Einbindung einer Investmentbank mehr Sinn, auch mit Blick auf die Liquidität?
Reetz: Grundsätzlich können wir uns sehr gut vorstellen, auch einmal eine größere Anleihe zu begeben. Allerdings ist für uns entscheidend, dass das Emissionsvolumen und das daraus resultierende Projektvolumen zu unserer Personalkapazität passen. Denn es bringt uns nichts, Projekte zu erwerben, die wir dann aus personellen Gründen nicht schnell genug weiterentwickeln können. Hinzu kommt, dass es auch in unserer Branche derzeit sehr schwierig ist, qualifiziertes Personal zu finden. Vor diesem Hintergrund konzentrieren wir uns vorerst lieber auf ein vergleichsweise kleineres Anleihevolumen, das aber bei Bedarf natürlich auch aufgestockt werden kann – so wie wir es sowohl beim Green Bond I als auch beim Green Bond II bereits erfolgreich gemacht haben.
GREEN BONDS: Wenn Projekte nicht der Engpass sind, welchen Engpass gibt es aktuell?
Reetz: Der Engpass besteht in erster Linie in der Komponentenbeschaffung, die massiv beeinträchtigt ist. Hier wirkt sich vor allem aus, dass China aktuell deutlich weniger Wechselrichter und Solarmodule produziert als in der Vergangenheit.
GREEN BONDS: Die Übergewinnsteuer war auch für erneuerbare Energien im Gespräch. Wie ist die Entwicklung aktuell in der politischen Diskussion?
Reetz: Die Bundesregierung suchte nach einer Gegenfinanzierung für die Strompreisbremse, die sie den Energieverbrauchern versprochen hat, und wurde bei den Stromerzeugern fündig. Laut dem aktuell vorliegenden Gesetzesentwurf ist geplant, 90 Prozent der Erlöse in der Stromerzeugung, die über dem EEG-Fördersatz plus einer Sicherheitsmarge liegen, abzuschöpfen und zwar ab Dezember 2022 zunächst befristet bis Juni 2023. Das soll darüber hinaus jedoch noch verlängert werden können. Zudem gibt es verschiedene Sicherheitsaufschläge, abhängig davon, wie der Strom vermarktet wird – über PPA oder direkt. Es ist komplex. Gas- und Steinkohle sollen zudem komplett von der Regelung ausgenommen werden. Es trifft also insbesondere die erneuerbaren Energien. Aus unserer Sicht ein unverhältnismäßiger Eingriff in den Energiemarkt. Ließe man dem Markt freien Lauf, würden die hohen Erlöse zu einem Ausbau der erneuerbaren Energien und damit zu langfristig günstigeren Preisen führen. Diese Chance sollte nicht vertan werden. Auch der Wissenschaftliche Beirat des Bundesfinanzministeriums mahnte zu großer Vorsicht bei der Verwendung solcher populärer, aber langfristig ökonomisch schädlicher Übergewinnsteuern.
GREEN BONDS: Was würden Sie sich von der Politik wünschen?
Reetz: Wir brauchen kein neues investitionsfeindliches Bürokratiemonster ohne klar definierte Zeitfenster, sondern zuverlässige Rahmenbedingungen für Investitionen. Schon die Diskussion um die Strompreisbremse und die Abschöpfung von Gewinnen hat Investitionen gestoppt. Dabei ist der Ausbau erneuerbarer Energien die einzig nachhaltige Lösung für das Problem der hohen Energiepreise. Es wird vor allem Zeit, dass die Genehmigungsverfahren für Wind- und Solarparks ernsthaft beschleunigt werden. Denn bisher hat sich in der Praxis leider zu wenig geändert. Mit der derzeitigen Genehmigungspraxis lassen sich die ambitionierten Ausbauziele der Energiewende nicht erreichen. Es braucht mehr Tempo.
GREEN BONDS: Sie haben die Zeichnungsfrist entzerrt. Das klingt auch für mich sehr ungewöhnlich, gerade in einer Zeit hoher Inflation. Aber Sie haben das schon mal erfolgreich gemacht.
Reetz: Ja, sowohl beim Green Bond II als auch beim Green Energy Asset Bond II hat sich diese Methode erfolgreich bewährt. Unsere langjährigen Investoren und Vertriebspartner begrüßen ausdrücklich diese längere Zeichnungsfrist vor der Börseneinführung. Deshalb halten wir auch beim Solar Bond Deutschland an dieser Strategie fest.
GREEN BONDS: Wir sind aktuell am Kapitalmarkt in einer schwierigen Phase, im Bereich erneuerbare Energien haben Sie es sicherlich etwas leichter als Emittenten aus anderen Branchen. Im Moment habe aber ich den Eindruck, dass auch Anleihen von kleineren Emittenten, bei deren Emission keine Bank involviert war, ohne negative Nachrichten teils deutlich fallen, einfach weil sich niemand um die Investorenansprache und Kommunikation kümmert. Wie werden Sie sich darum kümmern?
Reetz: Unsere Anleihen sind bislang von solchen Kursrückgängen verschont geblieben. Aus unserer Sicht kommt uns hier zugute, dass wir seit jeher eine kontinuierliche und transparente Kommunikation pflegen. Das gilt sowohl gegenüber den Investoren unserer börsennotierten Wertpapiere als auch gegenüber den Anlegern auf der Seite unserer Vermögensanlagen, die uns zum großen Teil schon seit mehreren Jahren treu sind. An diesem Kommunikationsstandard werden wir weiterhin festhalten – auch weil es einfach zu unserem Selbstverständnis gehört.
Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.green-bonds.com
Foto: Karsten Reetz, Geschäftsführer © reconcept
Eckdaten des reconcept Solar Bond Deutschland GmbH
Emittent | reconcept Solar Deutschland GmbH |
Kupon | 6,75% p. a. |
Angebotsfrist | 28.10.2022–27.10.2023: Zeichnung über |
Valuta | 28.04.2023 |
Laufzeit | bis 28.04.2029 (6 Jahre) |
Volumen | bis zu 10 Mio. Euro |
ISIN / WKN | DE000A30VVF3 / A30VVF3 |
Stückelung | 1.000 Euro |
Zinszahlung | halbjährlich am 28.04. und am 28.10. |
Listing | Open Market (ab 28.04.2023) |
Financial Advisor | Lewisfield Deutschland GmbH |
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