Im ersten Quartal 2021/22 lag der temperaturbedingte Energiebedarf in den drei Kernmärkten der EVN über dem Vorjahreswert und dem langjährigen Durchschnitt. Die Marktpreise für Erdgas, CO2-Emissionszertifikate sowie Grund- und Spitzenlaststrom erreichten historische Höchstwerte. Diese Verwerfungen auf den Energiemärkten wirkten sich auf die diversifizierten Geschäftsfelder der EVN unterschiedlich aus. Zwar profitierte die erneuerbare Erzeugung, das Ergebnis des Vertriebsgeschäfts ging aber zurück und in Südosteuropa führten die marktpreisbedingten deutlich höheren Kosten für die Netzverlustabdeckung zu Belastungen.
Anstieg bei Umsatz, EBIT und Konzernergebnis unter Vorjahreswert
Die Umsatzerlöse der EVN verzeichneten im ersten Quartal 2021/22 einen Anstieg um 49,1% auf 900,9 Mio. Euro. Zurückzuführen war dies vor allem auf die stark gestiegenen Strompreise, die insbesondere beim Energievertrieb in Südosteuropa für deutliche Zuwächse sorgten. Zudem führten witterungsbedingte Mengeneffekte in allen drei Kernmärkten zu höheren Umsatzerlösen im Netzbetrieb, in Österreich noch zusätzlich unterstützt durch die per 1. Jänner 2021 von der E-Control festgelegten Netznutzungsentgelte. Angesichts der gestiegenen Großhandelspreise konnten auch die Umsatzerlöse aus der erneuerbaren Erzeugung deutlich zulegen. Zudem wurde das Kraftwerk Theiß vom österreichischen Übertragungsnetzbetreiber häufiger als im Vorjahr zur Netzstabilisierung abgerufen.
Die sonstigen betrieblichen Erträge reduzierten sich im Periodenvergleich um 79,0% auf 28,9 Mio. Euro, hauptsächlich verursacht durch den Entfall eines positiven Einmaleffekts im Zusammenhang mit der Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts im Vorjahr.
Analog zur Umsatzentwicklung nahm auch der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger deutlich zu - er belief sich auf 552,8 Mio. Euro (Vorjahr: 242,2 Mio. Euro). Diese Entwicklung resultierte vor allem aus den gestiegenen Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa, dem höheren Primärenergieaufwand für das wie erwähnt häufiger eingesetzte Kraftwerk Theiß und aus höheren Beschaffungskosten der EVN Wärme. Die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand reduzierten sich aufgrund einer etwas geringeren Bautätigkeit im internationalen Projekt-geschäft um 3,9% auf 110,6 Mio. Euro.
Mit 91,3 Mio. Euro lag der Personalaufwand im Berichtszeitraum um 4,1% über dem Vorjahresniveau. Zurückzuführen war dies zur Gänze auf kollektivvertragliche Anpassungen, während der Personalstand im Jahresabstand auf 7.145 Mitarbeiter innen leicht zurückging (Vorjahr: 7.152 Mitarbeiter innen). Die sonstigen betrieblichen Aufwendun-gen stiegen aufgrund höherer Forderungswertberichtigungen in Nordmazedonien um 7,4% auf 25,2 Mio. Euro.
Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter reduzierte sich auf 52,0 Mio. Euro (Vorjahr: 60,2 Mio. Euro). Rückgänge verzeichneten dabei u. a. die Energie Burgenland und das Vertriebsgeschäft in Österreich und Deutschland. Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im ersten Quartal 2021/22 mit 201,9 Mio. Euro um 39,5% unter dem Vorjahresniveau.
Der Ende September 2021 getätigte Verkauf der 49%-Beteiligung der EVN am Kraftwerk Walsum 10 trug zu einer Reduktion der planmäßigen Abschreibungen bei, die damit gegenüber dem Vorjahr um 7,1% auf 78,8 Mio. Euro abnahmen. Zudem erforderten geänderte regulatorische Rahmenbedingungen in Verbindung mit gestiegenen Strompreisen beim Windpark Kavarna in Bulgarien eine Wertaufholung von 6,4 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte die Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts zu Wertminderungen im Ausmaß von 113,1 Mio. Euro geführt. Per Saldo reduzierte sich damit das EBIT um 4,7% auf 129,5 Mio. Euro.
Das Finanzergebnis der EVN sank aufgrund von Fremdwährungskursentwicklungen auf -16,4 Mio. Euro (Vorjahr: -8,0 Mio. Euro). In Summe ergab sich daraus im Berichtszeitraum ein Ergebnis vor Ertragsteuern von 113,1 Mio. Euro, das damit um 11,6% unter dem Vorjahreswert blieb. Nach Berücksichtigung des Ertragsteueraufwands von 28,0 Mio. Euro (Vorjahr: 26,4 Mio. Euro) und des Ergebnisanteils nicht beherrschender Anteile belief sich das Konzernergebnis auf 81,5 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Rückgang um 12,7%.
Solide Bilanzstruktur
Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für die Umsetzung des umfassenden Investitionsprogramms in den Bereichen Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung sowie Trinkwasserversorgung der nächsten Jahre bildet. Die Nettoverschuldung lag am 31. Dezember 2021 bei 905,9 Mio. Euro.
Energie. Wasser. Leben. - Entwicklungen im Energie- und Umweltgeschäft
Energiegeschäft
Die Stromerzeugung der EVN lag im ersten Quartal 2021/22 mit 963 GWh um 8,0% unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Der Anteil der erneuerbaren Erzeugung belief sich mit 524 GWh auf 54,4% (Vorjahr: 51,9%). Das Windaufkommen lag im Berichtszeitraum über dem langjährigen Mittelwert und damit deutlich über dem niedrigen Vorjahresniveau. Das Wasserdargebot war im Periodenvergleich rückläufig. Die Stromerzeugung in den Wärmekraftwerken ist um 12,9% auf 439 GWh gesunken, was auf den Verkauf der 49%-Beteiligung am Kraftwerk Walsum 10 zurückzuführen ist.
Im Rahmen der Strategie 2030 verfolgt die EVN das Ziel, ihre konzernweite Windkraftkapazität bis 2030 bei entsprechenden energiewirtschaftlichen Rahmenbedingungen um 350 MW auf 750 MW zu steigern. Dazu sollen Projekte in Niederösterreich und Bulgarien realisiert werden. Derzeit befinden sich ein Windpark in Schildberg sowie ein Repowering beim bestehenden Windpark in Japons mit einer installierten Kapazität von jeweils 12,6 MW in Errichtung. Zudem soll bis 2030 auch ein konzernweites Potenzial an Photovoltaik-Projekten in Niederösterreich, Bulgarien und Nordmazedonien mit einer installierten Leistung von insgesamt 300 MW realisiert werden.
Umwelt- und Wassergeschäft
Im Bereich der Trinkwasserversorgung liegt der Investitionsschwerpunkt weiterhin auf dem Ausbau überregionaler Versorgungsleitungen. Im Dezember 2021 wurde von der geplanten 60 km langen Transportleitung von Krems nach Zwettl, die zur langfristigen Absicherung der Wasserversorgung im Wald- und Weinviertel errichtet wird, der erste Leitungsabschnitt zwischen Pallweis und Zwettl fertiggestellt. Bei der bereits fünften Naturfilteranlage der EVN in Petronell erfolgt derzeit die schrittweise Inbetriebnahme, der kommerzielle Vollbetrieb soll ab März 2022 aufgenommen werden. Die Anlage wird zehn Gemeinden der Region östlich des Flughafens Wien-Schwechat mit auf natürliche Weise und ohne Zusatz von Chemikalien enthärtetem Wasser versorgen.
Im internationalen Projektgeschäft arbeitete die WTE Wassertechnik zum Stichtag 31. Dezember 2021 an der Planung und Errichtung von elf Projekten im Bereich der Abwasserentsorgung, Trinkwasseraufbereitung und thermischen Klärschlammverwertung in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Bahrain und Kuwait. Drei weitere Klärschlammverwertungsanlagen in Deutschland werden im Rahmen des 50:50-Joint Ventures sludge2energy umgesetzt.
Bestätigung des Ausblicks für das Geschäftsjahr 2021/22
Die EVN erwartet für das Geschäftsjahr 2021/22 ein Konzernergebnis in einer Bandbreite von etwa 200 bis 240 Mio. Euro. Stärkere oder länger anhaltende Verwerfungen auf den Energiemärkten könnten das erwartete Ergebnis jedoch negativ beeinflussen. Die Investitionen werden sich auf rund 500 Mio. Euro belaufen und betreffen vor allem die regulierten und stabilen Geschäftsfelder in den Bereichen Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung und Trinkwasserversorgung. Damit sollen die solide Geschäftsbasis der EVN gesichert und weiteres Wachstum ermöglicht werden.
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Foto: © EVN AG