Im ersten Quartal 2022/23 lag der temperaturbedingte Energiebedarf in den drei Kernmärkten der EVN AG deutlich unter dem Vorjahreswert und dem langjährigen Durchschnitt. Die Energiemärkte waren im Berichtszeitraum weiterhin von Verwerfungen mit historisch hohen Preisen und Volatilitäten geprägt. Seit Anfang 2023 führten die dank der milden Witterung hohen Speicherstände bei Erdgas in Kombination mit einer steigenden Verfügbarkeit der europäischen Kraftwerkskapazitäten bei gleichzeitig rückläufiger Energienachfrage zu einer Entspannung der Großhandelspreise für Erdgas und damit auch der Terminpreise für Strom.
Anstieg bei Umsatz, EBITDA und Konzernergebnis
Die Umsatzerlöse der EVN verzeichneten im ersten Quartal 2022/23 einen Anstieg um 30,3 % auf 1.174,3 Mio. Euro. Zurückzuführen war dies vor allem auf Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften sowie höhere Absatzpreise bei der EVN Wärme. In Südosteuropa führten höhere Netzentgelte sowie eine außerordentliche Erhöhung der Strompreise im regulierten Haushaltskundensegment in Nordmazedonien zu einem Anstieg der Umsatzerlöse, der jedoch durch temperaturbedingte Rückgänge im Netz- und Energieabsatz gedämpft wurde. Zuwächse ergaben sich schließlich auch im internationalen Projektgeschäft durch den Fortschritt beim Großprojekt in Kuwait. Die sonstigen betrieblichen Erträge lagen im Berichtszeitraum mit 29,7 Mio. Euro bzw. einem Plus von 2,6 % leicht über dem Vorjahresniveau.
Der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger lag mit 553,3 Mio. Euro nahezu unverändert auf Vorjahresniveau. Während hier der witterungsbedingt geringere Absatz in Südosteuropa dämpfend wirkte, waren bei der Erdgasbeschaffung und bei der EVN Wärme Steigerungen zu verzeichnen. Die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand nahmen korrespondierend zur Umsatzentwicklung im internationalen Projektgeschäft um 64,7 % auf 182,2 Mio. Euro zu.
Mit 95,8 Mio. Euro lag der Personalaufwand im Berichtszeitraum infolge kollektivvertraglicher Anpassungen um 4,9 % über dem Vorjahresniveau. Der Personalstand blieb im Periodenabstand mit 7.148 Mitarbeiter*innen nahezu unverändert (Vorjahr: 7.145 Mitarbeiter). Der im Dezember 2022 in Österreich erstmals auf Überschusserlöse aus der Stromerzeugung zu entrichtende Energiekrisenbeitrag-Strom sowie höhere Forderungsabschreibungen in Nordmazedonien führten zu einem Anstieg der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 89,7 % auf 47,7 Mio. Euro.
Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter belief sich im ersten Quartal 2022/23 auf –43,2 Mio. Euro (Vorjahr: 52,0 Mio. Euro). Zurückzuführen war dieser starke Rückgang auf die Energievertriebsgesellschaft EVN KG, deren Geschäftsentwicklung durch im Jahresabstand gestiegene Beschaffungskosten sowie geringere Stichtagsbewertungen von Absicherungsgeschäften massiv belastet war. Da die höheren Beschaffungskosten nur zeitlich verzögert an Kund*innen weitergegeben werden können, ist für das laufende Geschäftsjahr von einer negativen Ergebnisentwicklung der EVN KG auszugehen.
Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN im ersten Quartal 2022/23 mit 281,7 Mio. Euro um 39,6 % über dem Vorjahresniveau. Die planmäßigen Abschreibungen erhöhten sich investitionsbedingt um 2,3 % auf 80,6 Mio. Euro. In den Effekten aus Werthaltigkeitsprüfungen war im ersten Quartal des Vorjahres eine Wertaufholung von 6,4 Mio. Euro beim Windpark Kavarna in Bulgarien erforderlich gewesen. Per Saldo stieg das EBIT der EVN damit um 55,3 % auf 201,1 Mio. Euro.
Das im Vorjahr durch Fremdwährungskursentwicklungen belastete Finanzergebnis verbesserte sich auf –10,2 Mio. Euro (Vorjahr: –16,4 Mio. Euro). In Summe ergab sich daraus im Berichtszeitraum ein Ergebnis vor Ertragsteuern von 191,0 Mio. Euro, das damit um 68,9 % über dem Vorjahreswert lag. Nach Berücksichtigung des Ertragsteueraufwands von 36,2 Mio. Euro (Vorjahr: 28,0 Mio. Euro) und des Ergebnisanteils nicht beherrschender Anteile belief sich das Konzernergebnis auf 149,4 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem Anstieg um 83,2 %.
Die EVN verfügt weiterhin über eine solide und stabile Kapitalstruktur, allerdings erhöhte sich die Nettoverschuldung am 31. Dezember 2022 auf 1.580,7 Mio. Euro. Dieser Anstieg kam – neben dem weiterhin sehr hohen Investitionsniveau – insbesondere aus dem Liquiditätsausgleich für die EVN KG zur Abdeckung des Working Capital-Bedarfs.
Energiegeschäft
Die Stromerzeugung der EVN lag im ersten Quartal 2022/23 mit 761 GWh um 21,0 % unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Die erneuerbare Erzeugung ging trotz der im Jahresabstand gestiegenen Wasserführung infolge des deutlich unterdurchschnittlichen Winddargebots um 4,6 % auf 500 GWh zurück. Die Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung und somit die thermische Erzeugung verzeichneten einen Rückgang. In Summe verbesserte sich der Anteil der erneuerbaren Erzeugung auf 65,6 % (Vorjahr: 54,4 %).
Im Jänner 2023 wurde der im Rahmen eines Repowering neu errichtete Windpark Japons (12,6 MW installierte Kapazität) fertiggestellt. Darüber hinaus verfolgt die EVN aktuell die Umsetzung mehrerer Windkraft- und Photovoltaikprojekte in Niederösterreich. In Summe werden diese Projekte die installierte erneuerbare Leistung der EVN um 120 MW erhöhen. Damit wird die EVN einen großen Fortschritt bei der Erreichung ihrer Ausbauziele bis 2030 machen.
Zu einem Geschäftsfeld mit Zukunftspotenzial entwickelt sich sukzessive die E-Mobilität. Die EVN vereinbarte kürzlich mit SPAR, in den nächsten Jahren eine E-Ladeinfrastruktur für die Parkplätze der Handelskette zu errichten und diese mit erneuerbarer Energie zu versorgen.
Umwelt- und Wassergeschäft
Im Bereich der Trinkwasserversorgung liegt der Investitionsschwerpunkt weiterhin auf der Planung und Errichtung von Transport- und Anschlussleitungen zur weiteren Verbesserung bzw. Gewährleistung der Versorgungssicherheit.
Im internationalen Projektgeschäft arbeitete die WTE Wassertechnik zum Stichtag 31. Dezember 2022 an der Planung und Errichtung von 14 Projekten im Bereich der Abwasserentsorgung, Trinkwasseraufbereitung und thermischen Klärschlammverwertung in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Bahrain und Kuwait.
Bestätigung des Ausblicks für das Geschäftsjahr 2022/23
Für das Geschäftsjahr 2022/23 erwartet die EVN unter Annahme eines stabilen regulatorischen Umfelds sowie absehbarer energiepolitischer und steuerrechtlicher Rahmenbedingungen ein Konzernergebnis, das sich an der Höhe des Vorjahres orientieren und in einer Bandbreite von etwa 190 Mio. bis 250 Mio. Euro liegen wird. Der Ergebnisbeitrag aus der Beteiligung an der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2022 ist dabei vorerst nicht berücksichtigt. Die Dividendenausschüttung der EVN aus der operativen Geschäftstätigkeit soll zumindest auf dem Niveau des Vorjahres (0,52 Euro pro Aktie) gehalten werden. Die EVN beabsichtigt, ihre Aktionäre an zusätzlichen Ergebnissteigerungen in angemessener Höhe zu beteiligen.
Die Investitionen der EVN mit den Schwerpunkten Netze, erneuerbare Erzeugung und Trinkwasserversorgung werden ungeachtet der aktuellen volks- und energiewirtschaftlichen Entwicklungen plangemäß umgesetzt und damit weiterhin auf einem Niveau über 500 Mio. Euro p.a. liegen. Dies festigt die Position der EVN als führende Infrastrukturbetreiberin in Niederösterreich und bildet die Grundlage für weiteres Wachstum im stabilen Heimmarkt.
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Foto: © EVN