EVN AG: EBITDA und EBIT unter Vorjahresniveau

Emission einer Namensschuldverschreibung (155 Mio. Euro) und eines Schuldscheindarlehens (157 Mio. Euro)

In den ersten drei Quartalen 2021/22 lag die Heizgradsumme – sie definiert den temperaturbedingten Energiebedarf – in allen drei Kernmärkten der EVN über dem langjährigen Durchschnitt. In Bulgarien und Nordmazedonien überstieg sie jeweils auch das Vorjahresniveau. Getrieben durch die voranschreitende Konjunkturerholung nach Covid-19 sowie dem Krieg in der Ukraine verzeichneten die Preise für Primärenergie und CO2-Emissionszertifikate in der Berichtsperiode einen massiven Anstieg. Die Großhandelspreise für Energie und Energieträger bewegen sich seit dem Sommer 2021 auf Allzeit-Höchstständen. Eine Trendumkehr dieser Entwicklung ist vorerst nicht absehbar. Die durch das geopolitische Umfeld begünstigte Inflation verschärft diese Entwicklung noch weiter. Die Spotmarktpreise für Grund- bzw. Spitzenlaststrom lagen mit durchschnittlich 207,2 Euro pro MWh bzw. 239,9 Euro pro MWh um ein Vielfaches über den Vorjahreswerten von 53,1 Euro pro MWh bzw. 62,7 Euro pro MWh.

EBITDA und EBIT unter Vorjahresniveau

Die Umsatzerlöse der EVN verzeichneten in den ersten drei Quartalen des Geschäftsjahres 2021/22 einen Anstieg um 64,6% auf 2.943,7 Mio. Euro, getrieben durch eine Vielzahl von Einzeleffekten: In Südosteuropa brachten vor allem die stark gestiegenen Strompreise deutliche Zuwächse im Energievertrieb. In Österreich wiederum wirkten sich die per 1. Jänner 2021 und 1. Jänner 2022 von der E-Control festgelegten Netznutzungsentgelte positiv auf die Netzerlöse aus. Weitere wichtige Impulse lieferten Mengen- und Preiseffekte in der erneuerbaren Stromerzeugung, Preisanpassungen bei der EVN Wärme, höhere Umsatzerlöse aus dem Erdgashandel sowie positive Bewertungseffekte aus Absicherungsgeschäften. Zudem konnte ein Anstieg der Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung durch den österreichischen Übertragungsnetzbetreiber den Entfall der Umsatzerlöse aus dem Kraftwerk Walsum 10 nach Abgabe der Beteiligung der EVN und Beendigung des Strombezugs aus der Anlage ausgleichen. Zuwächse ergaben sich schließlich auch im internationalen Projektgeschäft.

Die sonstigen betrieblichen Erträge reduzierten sich im Periodenvergleich um 56,7% auf 86,3 Mio. Euro, hauptsächlich verursacht durch den Entfall eines positiven Einmaleffekts im Zusammenhang mit der Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts im Vorjahr.

Angesichts der Verwerfungen auf den Energiemärkten nahm der Aufwand für Fremdstrombezug und Energieträger – er belief sich auf 1.702,7 Mio. Euro (Vorjahr: 776,0 Mio. Euro) – stark zu. Am deutlichsten wirkten sich hier die analog zu den Umsatzerlösen massiv gestiegenen Energiebeschaffungskosten in Südosteuropa, der höhere Primärenergieaufwand für das wie erwähnt häufiger eingesetzte Kraftwerk Theiß sowie die höheren Beschaffungskosten der EVN Wärme aus. Die Fremdleistungen und der sonstige Materialaufwand nahmen korrespondierend zur Umsatzentwicklung im internationalen Projektgeschäft um 33,2% auf 478,5 Mio. Euro zu.

Mit 276,2 Mio. Euro lag der Personalaufwand im Berichtszeitraum infolge kollektivvertraglicher Anpassungen um 1,8% über dem Vorjahresniveau. Der Personalstand stieg im Jahresabstand auf durchschnittlich 7.142 Mitarbeiter*innen leicht an (Vorjahr: 7.133 Mitarbeiter*innen).

Vor allem höhere Forderungswertberichtigungen in Nordmazedonien führten zu einer Zunahme der sonstigen betrieblichen Aufwendungen um 17,6% auf 95,1 Mio. Euro. Der Ergebnisanteil der at Equity einbezogenen Unternehmen mit operativem Charakter reduzierte sich um 35,1% auf 100,7 Mio. Euro. Der Großteil dieses Rückgangs entfällt aufgrund gestiegener Beschaffungskosten für Strom und Erdgas auf die Vertriebsgesellschaft EVN KG in Österreich. Im Vorjahr war in dieser Position zudem eine Wertaufholung von 9,6 Mio. Euro beim Wasserkraftwerk Ashta (Albanien) enthalten gewesen. Die gestiegene Nachfrage nach Gasspeichern führte zu einem höheren Ergebnisbeitrag der RAG.

Auf Basis dieser Entwicklungen lag das EBITDA der EVN in den ersten drei Quartalen 2021/22 mit 578,1 Mio. Euro um 11,8% unter dem Vorjahresniveau. Die Abschreibungen inklusive der Effekte aus Werthaltigkeitsprüfungen verzeichneten einen Rückgang, der wesentlich durch Effekte aus Werthaltigkeitsprüfungen – sie beliefen sich im Berichtszeit-raum auf –51,2 Mio. Euro (Vorjahr: –111,6 Mio. Euro) – geprägt war. Bereits im zweiten Quartal 2021/22 hatte die durch globale Verwerfungen geänderte Risiko- und Ertragserwartung des Konzerns für zukünftige Projekte eine Wertminderung des Firmenwerts des internationalen Projektgeschäfts (52,9 Mio. Euro) sowie des Restbuchwerts der beiden klärschlammbetriebenen Blockheizkraftwerke in Moskau (4,4 Mio. Euro) notwendig gemacht. Dem stand eine im ersten Quartal 2021/22 erforderlich gewordene Wertaufholung von 6,4 Mio. Euro beim Windpark Kavarna in Bulgarien entgegen, die durch geänderte regulatorische Rahmenbedingungen in Kombination mit gestiegenen Strompreisen begründet war. Im Vorjahr hatte die Übernahme eines zusätzlichen Strombezugsrechts zu Wertminderungen im Ausmaß von 113,1 Mio. Euro geführt. Per Saldo reduzierte sich damit das EBIT um 0,6% auf 290,2 Mio. Euro.

Das Finanzergebnis der EVN belief sich in den ersten drei Quartalen 2020/21 auf 4,8 Mio. Euro (Vorjahr: 2,8 Mio. Euro). Einer mit 1,05 Euro je Aktie höheren Dividende der Verbund AG für das Geschäftsjahr 2021 (Vorjahr: 0,75 Euro je Aktie) sowie einem nach planmäßiger Tilgung der im April 2022 fälligen Anleihe (Nominale: 300 Mio. Euro) geringeren Zinsaufwand standen hier die im aktuellen Börsenumfeld rückläufige Performance des R138-Fonds sowie Fremdwährungskursentwicklungen belastend entgegen. In Summe ergab sich daraus im Berichtszeitraum ein nahezu unverändertes Ergebnis vor Ertragsteuern von 294,9 Mio. Euro (Vorjahr: 294,8 Mio. Euro). Nach Berücksichtigung des Ertragsteueraufwands von 47,2 Mio. Euro (Vorjahr: 46,8 Mio. Euro) und des Ergebnisanteils nicht beherrschender Anteile belief sich das Konzernergebnis auf 228,4 Mio. Euro. Gegenüber dem Vorjahr entspricht dies einem leichten Anstieg um 1,7%.

Solide Bilanzstruktur

Die EVN verfügt über eine solide und stabile Kapitalstruktur, die eine gute Grundlage für die Umsetzung des umfassenden Investitionsprogramms in den Bereichen Netzinfrastruktur, erneuerbare Erzeugung sowie Trinkwasserversorgung der nächsten Jahre bildet. Die Nettoverschuldung lag am 30. Juni 2022 bei 1.053,4 Mio. Euro. Zur Refinanzierung der im April 2022 planmäßig getilgten Anleihe (Nominale: 300 Mio. Euro) wurden zwei neue Emissionen begeben: eine Namensschuldverschreibung (Nominale 155 Mio. Euro) im April 2022 und ein Schuldscheindarlehen (Nominale: 157 Mio. Euro) im Juli 2022 mit Laufzeit-Tranchen zwischen fünf und 16 Jahren.

Energiegeschäft

Die Stromerzeugung der EVN lag in den ersten drei Quartalen 2021/22 mit 2.763 GWh, wovon 1.774 GWh (Vorjahr: 1.746 GWh) auf die erneuerbare Erzeugung entfielen, um 5,2% unter dem Vergleichswert des Vorjahres. Der Anteil der erneuerbaren Erzeugung lag im Berichtszeitraum bei 64,2% (Vorjahr: 59,9%). Ein überdurchschnittlich gutes Windaufkommen kompensierte das geringere Wasserdargebot. Die Stromerzeugung in den Wärmekraftwerken ist aufgrund der Veräußerung der 49%-Beteiligung am Kraftwerk Walsum 10 per 30. September 2021 um 15,5% auf 989 GWh gesunken. Gegenläufig wirkte hier eine deutliche Zunahme der Abrufe des Kraftwerks Theiß zur Netzstabilisierung.

In Einklang mit den Ausbauzielen für erneuerbare Energien im Rahmen der EVN Strategie 2030 befinden sich aktuell Windkraft- und Photovoltaik-Projekte mit insgesamt rund 90 MW in Niederösterreich in Umsetzung. Die Neuerrichtung der Windparks Schildberg und Palterndorf-Dobermannsdorf sowie das Repowering beim bestehenden Windpark Japons sind in Umsetzung. Für den Windpark Großkrut-Altlichtenwarth sowie die Photovoltaik-Anlage in Trumau wurden die Bauvorbereitungen gestartet.

Umwelt- und Wassergeschäft

Die Verbesserung der Versorgungssicherheit und -qualität der Trinkwasserversorgung in Niederösterreich bildet einen weiteren Investitionsschwerpunkt der EVN. Seit März 2022 läuft der kommerzielle Vollbetrieb der bereits fünften Naturfilteranlage der EVN in Petronell. Zahlreiche weitere Transportleitungen befinden sich in Planung und Errichtung.

Im internationalen Projektgeschäft erfolgte im April 2022 die kommerzielle Inbetriebnahme der vom 50:50-Joint-Venture sludge2energy errichteten thermischen Klärschlammverwertungsanlage in Halle-Lochau in Deutschland. Zum Stichtag 30. Juni 2022 arbeitete die WTE Wassertechnik an der Planung und Errichtung von zwölf Projekten im Bereich der Abwasserentsorgung, Trinkwasseraufbereitung und thermischen Klärschlammverwertung in Deutschland, Polen, Litauen, Rumänien, Bahrain und Kuwait sowie an zwei weiteren Klärschlammverwertungsprojekten in Deutschland (Hannover und Straubing) im Rahmen des 50:50-Joint Ventures sludge2energy.

Bestätigung des Ausblicks für das Geschäftsjahr 2021/22

Die EVN erwartet für das Geschäftsjahr 2021/22 ein Konzernergebnis in einer Bandbreite von etwa 200 bis 240 Mio. Euro.

www.green-bonds.com
Foto: © EVN


 

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