„Die Umsätze sind relativ gut planbar“, Helmut Kantner, Geschäftsführer, AustriaEnergy International

Die AustriaEnergy International GmbH emittiert einen besicherten Green Bond mit einem Kupon von 8,00%. Zum 31. Mai 2023 hat sich die Gesellschaft durch Pacht- bzw. Kaufverträge Grundstücke gesichert, die die Entwicklung von Standorten mit einer Leistung von rund 9,6 Gigawatt ermöglichen. Daraus erwartet AustriaEnergy, bis Ende 2027 einen potenziellen Umsatz von 150 Mio. USD zu erzielen. Dieser Umsatz ist relativ gut planbar, wenngleich es im Bereich der Standortentwicklung naturgemäß zu zeitlichen Verschiebungen kommen kann, wie Geschäftsführer Helmut Kantner im Gespräch mit dem BOND MAGAZINE erläutert.

BOND MAGAZINE: In welchen Bereichen ist AustriaEnergy tätig?

Kantner: Internationale Standortentwicklung gepaart mit Technologieintegration – das ist unsere Expertise. Wir konzipieren dabei vor allem industrielle Wind- und Solarparks, um grünen Wasserstoff und grünes Ammoniak aus ausschließlich erneuerbaren Energien zu erzeugen. Alle Grün-Wasserstoff-/Grün-Ammoniak-Standorte sind Stand-alone-/Offgrid-Standorte, also nicht auf einen Netzanschluss angewiesen. Geografisch konzentrieren wir uns seit 2013 erfolgreich auf den Erneuerbare-Energien-Markt in Chile, weil wir dort beste Voraussetzungen vorfinden.

BOND MAGAZINE: Was macht den Markt in Chile für Sie so interessant?

Kantner: Der Renewables-Markt in Chile ist nicht abhängig von Subventionen – das war uns wichtig. Das Land verfolgt zudem sehr ehrgeizige Klimaziele. Bis 2040 soll die Energieerzeugung zu 100% CO2-frei erfolgen und bis dahin will Chile auch zu den drei weltweit größten Wasserstoffexporteuren gehören. Chile, ein OECD-Land, nimmt Platz 14 der weltweit attraktivsten Märkte für Investitionen in Energieprojekte und einen ganz führenden Platz im Bereich Grün-Wasserstoff/Grün-Ammoniak ein. Hinzu kommt noch, dass in Chile viele Regionen hinsichtlich Sonneneinstrahlung und Windverhältnisse ideal geeignet sind. Und was viele vielleicht nicht wissen: Chile gehört zu den rechtssichersten Demokratien in Südamerika.

BOND MAGAZINE: Wie ist Ihre Pipeline und wie gut planbar sind die Umsätze?

Kantner: Per 31. Mai 2023 haben wir uns durch Pacht- bzw. Kaufverträge Grundstücke gesichert, die die Entwicklung von Standorten mit einer Leistung von rund 9,6 Gigawatt ermöglichen. Daraus erwarten wir, bis Ende 2027 einen potenziellen Umsatz von 150 Mio. US-Dollar zu erzielen. Dieser Umsatz ist relativ gut planbar, wenngleich es im Bereich der Standortentwicklung naturgemäß zu zeitlichen Verschiebungen kommen kann. Auf Grund unseres detaillierten Screening-Systems im Zuge der Standortsicherung konnten wir alle in Chile begonnenen PV-Standorte erfolgreich veräußern – eine 100%ige Erfolgsrate.

BOND MAGAZINE: In welcher Phase sind die Projekte?

Kantner: Die insgesamt fünf Standorte befinden sich in unterschiedlichen Phasen der Entwicklung. Ein Standort ist aktuell im Verkauf und wir erwarten, diesen noch 2023 abzuschließen. Unser 1. Grün-Wasserstoff/Grün-Ammoniak-Standort liegt bei ca. 60% des angestrebten Baureifestatus, während es bei den zwei verbleibenden Grün-Wasserstoff/Grün-Ammoniak Standorten und bei einem neuen PV-Standort ca. 30% sind.

BOND MAGAZINE: Wer sind die Käufer Ihrer Projekte?

Kantner: Zu unseren Kunden zählen ausschließlich internationale Investoren/Konzerne wie TOTAL, SOJITZ und OPDE. Wir pflegen hier seit unserem Markteintritt 2013 beste Kontakte beziehungsweise haben für die überwiegende Mehrheit der o. g. internationalen Investoren den chilenischen Markteintritt erst geöffnet.

BOND MAGAZINE: Wie weit ist Ihr Wasserstoffprojekt vorangeschritten?

Kantner: Der angestrebte Baureifestatus ist bereits zu 60% erreicht. Wir gehen davon aus, dass dieser Standort 2023 den Umweltbehörden zur Genehmigung vorgelegt werden kann. Die Baureife ist für 2025 geplant.

BOND MAGAZINE: Sie haben keine Bankverbindlichkeiten, im letzten Jahr gab es eine Dividendenausschüttung von über 5 Mio. Euro, jetzt begeben Sie eine Anleihe. Das sollten Sie erklären.

Kantner: Wir befinden uns in der Tat in der komfortablen Situation, dass wir keine Bankverbindlichkeiten haben. Dementsprechend dienen die Anleihemittel auch in keiner Weise zu deren Refinanzierung, sondern ausschließlich zur Wachstumsfinanzierung.

In der Unternehmenshistorie der AustriaEnergy haben wir nur zweimal eine Dividende gezahlt – eben weil wir seit jeher trotz guter Ergebnisse vorrangig in neue Standorte und weiteres Wachstum investieren. Im Kontext der letzten Dividendenzahlung muss man auch sehen, dass wir zwar an unsere Gesellschafter ausgeschüttet haben, aber wenig später auch wieder Mittel eingelegt wurden, um zusätzliche Opportunitäten zu sichern. Ausgehend von einer starken Konzerneigenkapitalquote von 89,6% per 31. Dezember 2022 ist es aus unserer Sicht jetzt ein idealer Zeitpunkt, unser weiteres Wachstum ergänzend zum Eigenkapital mit Fremdkapital zu unterlegen.

BOND MAGAZINE: Wie sind die Eckpunkte Ihrer Anleihe?

Kantner: Wir begeben einen besicherten Green Bond im Volumen von bis zu 25 Mio. Euro. Das durch imug rating gemäß den Green Bond Principles (GBP) 2021 der International Capital Market Association qualifizierte Wertpapier ist über die Laufzeit von 5 Jahren mit einem Zinssatz von 8,00% p.a. ausgestattet. Die Anleihebedingungen enthalten als besondere Schutzrechte für die Investoren: eine Negativverpflichtung, Transparenzverpflichtung und Verfügungsbeschränkung sowie ein Sonderkündigungsrecht für die Anleger bei einem Drittverzug.

BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie das Kapital aus der Anleiheemission verwenden?

Kantner: Wir werden die Anleihemittel ausschließlich zur Finanzierung unseres geplanten weiteren Wachstums verwenden. Dies vor allem für die Standortentwicklung und Technologieintegration in Chile und zwar zu 40% in Windkraft, zu 30% in Photovoltaik und zu 30% in Grün-Wasserstoff-/Grün-Ammoniak.

BOND MAGAZINE: Wie ist die Anleihe besichert?

Kantner: Die Besicherung unseres Green Bonds sieht vor, dass die Dividendenansprüche der Emittentin gegenüber der AustriaEnergy, S.L.U., die sämtliche Standorte in Chile hält und die diese Mittel für die Dividenden aus den Erlösen beim Verkauf der Standorte generiert, an einen Treuhänder zugunsten der Anleihegläubiger erstrangig verpfändet werden.

BOND MAGAZINE: Wenn Sie keine Bankverbindlichkeiten haben, dann hätten Sie bei der Besicherung noch eine Schippe drauflegen können.

Kantner: Die Besicherung wurde in enger Abstimmung mit unserem Partner BankM entwickelt, die gleichermaßen die Investoreninteressen im Blick hat und unsere Voraussetzungen kennt. Wir besichern die Anleihe mit 100% der Erlöse, die sich aus dem Verkauf der einzelnen Standorte ergeben. Potenzielle Anleihezeichner bestätigten uns, dass sie das Besicherungskonzept als sehr solide betrachten.

BOND MAGAZINE: Was unterscheidet Sie z.B. von Sowitec?

Kantner: Wir finanzieren die Standortentwicklung von Beginn bis Ende, d. h. bis zur Baureife zu 100% aus Eigenkapital inklusive unserer erwirtschafteten und reinvestierten Gewinne. Dies spiegelt sich dann nicht nur im Risikoprofil, sondern auch in der Rentabilität entsprechend wider. So konnten wir im Durchschnitt beim Verkauf unserer bisherigen Wind- und Photovoltaikstandorte ein Multiple vom 2,7-Fachen der Entwicklungskosten exklusive Finanzierungskosten erzielen. Zu diesen hohen Projektrenditen trägt maßgeblich auch unser mehrstufiger Prüfungsprozess vor der vertraglichen Sicherung der Grundstücke bei. Dadurch konnten wir in Chile 100% aller bisherigen Photovoltaikstandorte erfolgreich bis zur Baureife entwickeln und veräußern.

Weiter verfügen wir über umfassendes Know-how zur Risikobeschränkung, da wir bereits seit 2013 zu 100% auf Chile fokussiert sind. Unseres Wissens entwickelt Sowitec in vielen Fällen ab einem frühen Zeitpunkt für zukünftige Investoren/Abnehmer. Wir hingegen haben die Standorte und Entscheidungen bis zur Baureife zu 100% in unserer Gruppe und treten – häufig mit fix und fertig verhandelten und unterzeichneten Bau- und langfristigen Wartungsverträgen – zu diesem Zeitpunkt an Investoren heran.

BOND MAGAZINE: Wie wollen Sie die Anleihe auf Laufzeitende zurückzahlen?

Kantner: Über den anteiligen Umsatzerlös von 150 Mio. US-Dollar, den wir aus unserer vertraglich gesicherten Pipeline von rund 9,6 Gigawatt kumuliert bis Ende 2027 erwarten. Insgesamt sehen wir hier einen soliden „Puffer“ zum Emissionsvolumen von bis zu 25 Mio. Euro, um interessierte Anleger beruhigt zeichnen zu lassen.

Das Interview führte Christian Schiffmacher, www.green-bonds.com


Eckdaten des AustriaEnergy Green Bond 2023/2028

Emittent

AustriaEnergy International GmbH

Format

Green Bond (klassifiziert gemäß imug/SPO)

Kupon

8,00% p.a.

Zeichnungsfrist

16.06.–26.06.2023 (12 Uhr)

Status

besichert

ISIN / WKN

DE000A3LE0J4 / A3LE0J

Stückelung

1.000 Euro

Laufzeit

30.06.2028 (5 Jahre)

Valuta

30.06.2023

Anwendbares Recht

Deutsches Recht

Listing

Open Market

Bookrunner

BankM

Internet

www.austriaenergy.com

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