Aufgrund der günstigen demografischen Entwicklung, der raschen Verstädterung, der technologischen Innovation, des Reichtums an natürlichen Ressourcen und der sich entwickelnden Finanzmärkte ist Afrika bestens gerüstet, um in den nächsten Jahrzehnten andere Schwellenländer bei der wirtschaftlichen Entwicklung zu überflügeln. Die afrikanischen Anleihemärkte stellen für internationale Investoren eine attraktive Möglichkeit dar, sich an der Transformation des Kontinents zu beteiligen. Insbesondere der entstehende Green-Bonds-Markt in Afrika bietet Möglichkeiten zur Förderung der nachhaltigen Entwicklung in der Region. NN Investment Partners (NN IP) beauftragte Professor Ton Dietz, emeritierter Professor für afrikanische Entwicklung an der Universität Leiden und ehemaliger Direktor des Zentrums für Afrikastudien in Leiden (2010-2017), mit der Durchführung einer proprietären Studie zur Erforschung der wirtschaftlichen Möglichkeiten in Afrika. Er hat drei zentrale Bereiche ausgemacht, die die wirtschaftliche Expansion vorantreiben werden.
Die wirtschaftliche Chance
Zunächst ist da der demografische Faktor in Afrika: Afrika wird weiteres Bevölkerungswachstum mit einer relativ junge Bevölkerung verzeichnen. Damit bewegt sich das Land nach und nach auf einen „Jugendüberschuss“ zu, was Ökonomen als „demografische Dividende“ bezeichnen.
Ein weiterer Aspekt ist die Urbanisierung. Nach aktuellen Prognosen wird die städtische Bevölkerung in Afrika zwischen 2020 und 2050 von 500 Millionen auf fast 1,4 Milliarden anwachsen. Diese Urbanisierung schafft neue Möglichkeiten, was in den Randgebieten der großen Städte Afrikas bereits sichtbar ist: Das Umland wandelt sich rasch von einer auf Selbstversorgung und Export ausgerichteten Landwirtschaft zu einem Anbieter von Lebensmitteln, Getränken, Energie, Wasser, Holz und vielen anderen Handelsgütern, um die wachsende Nachfrage in den Städten zu decken. Auch im Dienstleistungssektor, insbesondere in den Bereichen Gesundheit, Bildung und Finanzen, findet ein signifikanter Wandel statt. Die wachsende Mittelschicht übt zudem Druck auf die Regierungen aus, ihre Ziele zu erreichen, unter anderem die Eindämmung von Korruption und Bürokratie.
Daraus ergibt sich auch das dritte Thema: Innovation. Die Kombination aus Jugend und Technologie bietet zahlreiche Möglichkeiten für bahnbrechende Innovationen. Denn viele strebsame junge Menschen, die oft ein viel höheres Bildungsniveau haben als ihre Eltern und Großeltern, haben Zugang zu Smartphones und dem Internet, das auch für Finanzdienstleistungen genutzt werden kann.
Professor Ton Dietz erläutert: „Das Bevölkerungswachstum in Afrika setzt sich fort, und die junge Bevölkerung des Kontinents macht Afrikas Städte und Volkswirtschaften zu Zentren des Experimentierens und der Innovation. In wissenschaftlichen und politischen Kreisen wird immer häufiger über die Aussichten Afrikas diskutiert, andere Schwellenländer in den nächsten Jahrzehnten zu „überflügeln“. Für Investoren bestehen vielfältige Möglichkeiten, ihre Portfolios um Afrika zu erweitern, und zwar insbesondere durch Investitionen in deren neue Green Bonds. Der Kontinent hat großes Potenzial, einer der weltweit führenden Innovatoren in diesem Bereich zu werden.
Anlagemöglichkeiten
Der wachsende Markt für afrikanische Eurobonds ermöglicht es Investoren, sich an dieser Wachstumsmöglichkeit zu beteiligen und gleichzeitig im Bereich der harten Währungen zu bleiben. Eurobonds werden oft als erster Schritt im Leben eines Investors gesehen, wobei Investments in Landeswährung entsprechend der Kapitalmarktentwicklung eines Landes erfolgen.
Die afrikanischen Eurobond-Märkte sind äußerst vielfältig. Im März 2021 hatten 20 afrikanische Länder Eurobonds mit einem Volumen von mehr als 110 Mrd. US-Dollar in Umlauf. Die größeren Volkswirtschaften wie Südafrika, Ägypten, Nigeria und Ghana sind in den letzten Jahren zu regelmäßigen Emittenten geworden und verfügen über komplette Eurobond-Kurven. Gabun, Äthiopien, Ruanda und Namibia emittieren nur gelegentlich. Die meisten Eurobonds lauten auf US-Dollar, obwohl auch einige auf Euro lautende Anleihen emittiert wurden, insbesondere von Ländern mit engen Beziehungen zur Eurozone wie Marokko, Benin, Elfenbeinküste und Tunesien.
Diese Eurobonds erfreuen sich zunehmender Beliebtheit bei internationalen Investoren, die in dem seit zehn Jahren anhaltenden Niedrigzinsumfeld weiterhin nach Rendite und Portfoliodiversifizierung streben. Diese Umstände haben ein günstiges Umfeld für Länder mit niedrigem bis mittlerem Einkommen geschaffen, um auf den internationalen Finanzmärkten Darlehen in Fremdwährungen aufzunehmen und die Marktintegration voranzutreiben.
Marcin Adamczyk, Head of Emerging Market Debt bei NN Investment Partners, sagt dazu: „Angesichts ihres relativen Entwicklungsrückstands sind die afrikanischen Regierungen auf ausländische Finanzquellen angewiesen, damit sie ihre Infrastrukturlücken schließen und ihr Wachstumspotenzial voll ausschöpfen können. Unserer Ansicht nach können Eurobonds eine der Finanzquellen sein, sofern sie Teil eines nachhaltigen und verantwortungsvollen öffentlichen Finanzmanagements sind. Eurobonds werden für Investoren ein wichtiges Instrument bleiben, um Exposure auf dem Kontinent aufzubauen.“
Zunahme von Green Bonds
Auf dem ganzen Kontinent gibt es Bestrebungen, die finanzielle Förderung einer nachhaltigen Entwicklung zu verstärken. Dadurch entsteht ein wachsender Markt für grüne Anleihen. Die Afrikanische Entwicklungsbank hat vor kurzem ihr Green-Bond-Programm gestartet, und auch einzelne Länder beteiligen sich an diesem im Entstehen begriffenen Markt. Kenia hat 2019 seinen ersten Green Bond in Landeswährung aufgelegt. Im Jahr 2020 war Ägypten das erste Land, das auf US-Dollar lautende grüne Anleihen verkaufte - sie waren fünffach überzeichnet. Zuletzt emittierte Benin im Juli 2021 erstmals auf Euro lautende SDG-Anleihen (Sustainable Development Goals). Auch Ghana prüft Optionen, um in diesem Jahr bis zu 1 Mrd. US-Dollar durch den Verkauf sozialer und grüner Anleihen zur Refinanzierung bestehender Schulden für Projekte in den Bereichen Bildung und Umwelt aufzunehmen.
Adamczyk weiter: „Die Corona-Krise hat die bereits bestehenden Schwachstellen in den Bilanzen und der Zahlungsfähigkeit vieler Länder verstärkt. Die Frontier-Märkte bildeten dabei keine Ausnahme. Im März letzten Jahres kletterten die Spreads für Eurobonds, die von afrikanischen Regierungen emittiert wurden, auf ein bedenkliches Niveau, was durch den Einbruch der Risikobereitschaft der Investoren und einen Mangel an Marktliquidität noch verstärkt wurde. Die raschen politischen Reaktionen sowohl der Industrie- als auch der Schwellenländer – und die beispiellose Unterstützung durch multilaterale Institutionen wie den IWF und die Weltbank – trugen jedoch zur Stabilisierung der Märkte bei. Seitdem haben die kräftige globale Erholung und der Anstieg der Rohstoffpreise die Frontier-Märkte stabilisiert. Die schleppenden Impffortschritte in vielen dieser Länder sind jedoch nach wie vor eine Herausforderung, die es zu bewältigen gilt.
Unserer Ansicht nach bleibt der afrikanische Bondmarkt kurz- und längerfristig eine attraktive Gelegenheit für aktive Schwellenländerinvestoren, die von vorteilhaften säkularen Entwicklungen gestützt wird. Der sich abzeichnende Trend zu grünen und sozialen Finanzierungsmöglichkeiten in Afrika ist ein interessantes Thema für Investoren, um damit die nachhaltige Entwicklung des Kontinents zu unterstützen.“
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Foto: Marcin Adamczyk, Head of Emerging Market Debt © NN Investment Partners